Schortens Über die Betrugsermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft in Sachen „Pizzafabrik“ haben der Landkreis Friesland und der Zweckverband Jade-Weser-Park erst aus der NWZ erfahren. Das räumte Frieslands Landrat Sven Ambrosy am Montag ein, nachdem die NWZ am Sonnabend über eine entsprechende Strafanzeige berichtet hatte.
Bislang sei zwar noch kein finanzieller Schaden entstanden, betonte Ambrosy am Montag in einer Stellungnahme: „Sollte sich der Verdacht erhärten, gehören wir aber moralisch auch zu den Betrogenen.“
Die Geheimniskrämerei um die Geldgeber warf früh ein merkwürdiges Licht auf das geplante 350-Millionen-Euro-Projekt mit 400 Arbeitsplätzen im Jade-Weser-Park in Schortens (Kreis Friesland). Inzwischen haben Recherchen der NWZ ergeben, dass es sich bei der Pizzafabrik offenbar um einen Riesenschwindel handelt.
Der von Küstenkommunen getragene Zweckverband Jade-Weser-Park habe das Projekt im Dezember 2013 auf Eis gelegt, so Ambrosy am Montag. Zudem habe das Gewerbeaufsichtsamt inzwischen die Federführung. Gleichzeitig wies der Landrat Vorwürfe zurück, die Kreisverwaltung als erste Genehmigungsbehörde und der Zweckverband hätten sich zu lange blenden lassen und das Projekt nicht kritisch hinterfragt.
Die Fakten sprechen gegen diese Darstellung: Ende November 2011 hatte das Unternehmen IGFP die Großinvestition in Friesland angekündigt – und eine Welle der Euphorie ausgelöst. Doch niemand kannte die Geldgeber – offenbar auch nicht die unmittelbar beteiligten Behörden in Friesland. Die Investoren wollten sich von der Konkurrenz nicht zu früh in die Karten blicken lassen, hieß es aus dem Kreisamt in Jever. Frieslands Landrat Sven Ambrosy räumte dem Projekt höchste Priorität ein und strukturierte dafür sogar das Bauamt neu.
Die NWZ wollte sich mit der Geheimniskrämerei von Investoren und Behörden nicht zufrieden geben und stieß bei der Suche nach Hintermännern auf immer neue Ungereimtheiten. Gerüchte, es handele sich um renommierte Unternehmen wie Aldi oder Barilla, erwiesen sich schnell als falsch. Stattdessen fanden NWZ -Reporter an den Geschäftsadressen in Deutschland, Italien und der Schweiz nur Briefkastenfirmen vor.
„Bisher nur heiße Luft in Riesen-Pizzafabrik“, titelte die NWZ bereits am 3. Mai 2013 – also neun Monate vor der ersten vorsichtigen Distanzierung des Zweckverbands von dem Projekt. Nach weiteren wochenlangen Recherchen der NWZ in mehreren Ländern platzte die Bombe: Am 4. Februar 2014 enthüllte diese Zeitung, dass die Fäden bei einem verurteilten Kreditbetrüger zusammenlaufen.
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Erst daraufhin äußerte auch die Kreisverwaltung öffentlich Skepsis und teilte die Entscheidung des Zweckverbands mit, dass ohne Klarheit über Vertragspartner keine weiteren Schritte erfolgen. Ein endgültiger Schlussstrich wurde wiederum nicht gezogen
Am Montag hieß es nun: „Wir begrüßen die Ermittlungen und hoffen auf zügige Aufklärung“, so Landrat Ambrosy und der Zweckverbandsvorsitzende, Schortens’ Bürgermeister Gerhard Böhling, gegenüber unserer Zeitung. Für den Zweckverband sei das Projekt damit vom Tisch.