Oldenburg Nach einem weiteren Jahr mit sehr schwachen Betriebsergebnissen für Niedersachsens Bauern ist eine generelle Wende zum Besseren noch nicht greifbar. Das wurde am Dienstag bei der Kammerversammlung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) am Sitz in Oldenburg deutlich. Immerhin gibt es Hoffnungsschimmer: Eine „leichte Besserung“ habe sich zuletzt bei der Milch eingestellt und Schweinehalter hätten einen Aufwärtstrend gespürt, sagte LWK-Präsident Gerhard Schwetje.
Nach Einschätzung des Marktexperten Dr. Albert Hortmann-Scholten sind die Preise in diesem Segment mit etwa 50 Euro pro Ferkel ab Hof und 1,56 Euro je Kilo Schlachtfleisch aktuell sogar auskömmlich. Der Milchpreis könne sich 2017 unter Umständen bei 30 oder 32 Cent je Kilo ab Hof einpendeln.
Die jüngste Entwicklung in Teilmärkten ist für die allermeisten Betriebe aber kein wirklicher Trost: Sie erlebten im Wirtschaftsjahr 2015/2016 (30. Juni) ein weiteres Jahr auf schwachem Niveau. Im Durchschnitt blieb der Betriebsgewinn – vor Investitionen, Arbeitskräften, Altersvorsorge – bei 42.500 (Vorjahr: 42 200) Euro – also 34 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel, wie Schwetje beklagte. Das sei „indiskutabel niedrig“. Es bringe „fast jeden Betrieb an den Rand der Existenz“.
Hintergrund seien 2015/2016 die meist schwachen Preise. Zu den wenigen Ausnahmen zählten Speisekartoffeln. Entlastend hätten niedrigere Kosten für Dünger und Futter gewirkt. Unterm Strich verlief das Jahr für alle Sparten deutlich unterdurchschnittlich. Bei drei Viertel der Betriebe ergebe sich keine Kapitalverzinsung und gerechte Entlohnung mehr, sagte der Kammerpräsident. Er wünsche sich gesellschaftliche Wertschätzung für die Landwirte, die trotz widriger Umstände noch „nach vorn gehen“. Dabei wiederum müssten Luft, Wasser und Boden geschont werden, betonte er.
Die Landwirte seien „in einer sehr schwierigen Umbruchsituation“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Gast. Die Gesellschaft habe „immer höhere Ansprüche, aber zu niedrigsten Preisen“. Dabei müsse höhere Qualität auch mit höheren Preisen entgolten werden. Weil sprach sich indirekt für eine Aufhebung der Agrar-Sanktionen mit Russland aus. Er lobte die Kammer für ihre Arbeit in den zehn Jahren seit der Fusion. Sie war vor zehn Jahren aus den Kammern Weser-Ems- und Hannover entstanden.
Landesregierung und LWK hatten zuletzt hart um die Novelle zum Kammergesetz gerungen. Konkret ging es etwa um die Abgeltung von Leistungen im Landesinteresse, die die Kammer erbringt (77 Mio. Euro). Kammerdirektor Hans-Joachim Harms setzt trotz eines Minus von zwei Millionen Euro im Haushalt 2017 (182 Mio Euro) auf nun „gesicherte rechtliche und finanzielle Grundlagen“.
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Er erwartet in Kürze neue politische Vorgaben zum Dünger-Einsatz. Zugleich sei in Kürze die 4. Auflage des Nährstoffberichtes zu erwarten. Kammer-Experten erarbeiten diese Berichte seit 2013 für das Land. „Das System beginnt zu greifen“, sagte Harms. Zugleich liefen Pilotprojekte etwa zur pflanzenbedarfsgerechten Düngung.
Grüße überbrachte bei der Versammlung Bischoff Jan Janssen. Er zeigte Gemeinsamkeiten von Kirche und Landwirtschaft auf („Gottvertrauen und Tatkraft“). Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) betonte die Bedeutung der Landwirtschaft für die Region. Sie sei konkurrenzfähig, sorge für Arbeit und trage die Kulturlandschaft, sagte Busemann. Er setzte ein „noch“ davor. Dies dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden.