Oldenburg Über Lösungen für den kommenden und sich jetzt schon abzeichnenden Fachkräftemangel haben am Dienstagabend rund 85 Personalleiter und Geschäftsführer von Unternehmen aus der Region diskutiert. Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) hatte gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Oldenburg (AGV) zum Oldenburger Symposium in die Weser-Ems-Halle eingeladen, zum dritten Mal haben beide Organisationen die Veranstaltung zusammen ausgerichtet.
Zu Beginn bezifferte Prof. Dr. Rainer Lisowski von der Hochschule Bremen den Fachkräftemangel, der auf die Unternehmen zukommen wird: „In fünf bis sechs Jahren werden 350 000 Menschen fehlen.“ Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung in Ludwigshafen, nannte in ihrem Impulsvortrag auch die Gründe dafür: „Der Mangel resultiert aus der demografischen Entwicklung. Die Generation der Baby-Boomer steigt kollektiv aus dem Arbeitsmarkt aus und junge Menschen sind ein knappes Gut.“
Die Folge: „Die Unternehmen werben um die jungen Menschen, es gibt eine Drehung vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt.“ Damit meint Rump, dass sich die Unternehmen stärker an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anpassen müssten. Zu Zeiten der Baby-Boomer-Generation musste sich der Nachwuchs anpassen, um einen Arbeitsplatz zu bekommen.
Der neuen Generation seien zudem andere Dinge wichtig: „Bei Tarifverhandlungen merken wir seit einigen Jahren, dass viele die Sonderzahlung gegen mehr Zeit eintauschen“, berichtete Jürgen Lehmann, Hauptgeschäftsführer des AGV. Für Tobias Lohmann, Geschäftsführer des BNW, ist die Qualifizierung ein Schlüsselthema, weshalb ein solches Symposium so wichtig sei.
Rump nannte zwei Branchen, in denen Fachkräfte in Zukunft besonders gebraucht werden: Handwerk und Pflege. „Wir müssen auch über Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung nachdenken“, warb sie für einen offenen Umgang mit dem Thema, betonte jedoch auch die Wichtigkeit der persönlichen Ansprache. Bei all diesen Prozessen ist für Rump eine Frage entscheidend: „Wie nehmen sie die Menschen mit? Die Beantwortung dieser Fragestellung macht die Attraktivität Ihres Unternehmens aus“, gab sie den Teilnehmern mit auf den Weg, ehe in Kleingruppen diskutiert wurde.