Oldenburg Es waren unruhige Zeiten, damals im Sommer 1919. Der Erste Weltkrieg hatte erst wenige Monate zuvor ein Ende gefunden und die Revolution hatte auch den Nordwesten erreicht. Angesichts einer drohenden Enteignung ihrer Betriebe gründeten 32 Unternehmer am 28. August 1919 im Zivilkasino Oldenburg den „Industrie- und Arbeitgeberverband für den Freistaat Oldenburg e.V.“, den Vorläufer des heutigen Arbeitgeberverbands (AGV) Oldenburg.
Der 100. Geburtstag, den der AGV in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen feiern will, sei in der Wirtschaft schon ein „herausragendes Datum“, meinte der AGV-Vorsitzende Jörg Was-könig am Montag. Er verwies darauf, dass die Hälfte der börsennotierten Unternehmen innerhalb eines Jahrzehnts verschwinden würden, nur jedes 20. schaffe 50 Jahre.
Und der Verband spiegele auch „ein Stück deutscher Geschichte“ wider, meinte Hauptgeschäftsführer Jürgen Lehmann – mit Kriegen und Revolutionen, seiner zeitweisen Auflösung unter den Nationalsozialisten, der Nachkriegszeit und der Neugründung des Verbandes 1949 und dem Wirtschaftswunder.
„Dabei hat sich der Verband im Laufe der Jahre spürbar weiterentwickelt“, sagt Lehmann. Nicht nur, dass er mittlerweile rund 600 Mitglieder hat – darunter mit dem Stahlwerk Augustfehn und den Norddeutschen Seekabelwerken auch noch einige Gründungsmitglieder – und sich zum größten Unternehmerverband in Nordwest-Niedersachsen entwickelt hat. „Unsere Stärke liegt in der breiten Branchenmischung“, sagt er. Auch die Aufgaben des – ausdrücklich tariffreien – Verbandes hätten sich erweitert und verändert. Längst gehe es nicht mehr nur um die klassische Rechtsberatung. Heute stünden vor allem „Information, Netzwerkbildung und Voneinander-Lernen“ im Mittelpunkt, so Lehmann.
So ist für AGV-Vorstandsmitglied Dirk Meerpohl (Big Dutchman/Vechta) der Verband insbesondere als „Plattform zum Erfahrungsaustausch“ wichtig. Und für Vorstand Uwe K. Kollmann (Diakonie) sind Verbände wie der AGV auch ein „unabkömmlicher Teil, wenn es darum geht, Europa zu stärken“.
An diese breite Rolle als Partner für die Arbeitgeber soll auch im Jubiläumsjahr erinnert werden. Im Mittelpunkt steht dabei am 28. August, exakt 100 Jahre nach der Gründung, eine Jubiläumsfeier im Park der Gärten in Bad Zwischenahn, zu der auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sein Kommen bereits zugesagt habe. Zur Mitgliederversammlung und der anschließenden Vortragsveranstaltung „Wirtschaft und Politik“ am 6. Mai erwartet der AGV u.a. Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände.
Bereits seit dieser Woche online ist eine eigens eingerichtete Internetseite unter www.agv100.de, wie AGV-Geschäftsführer Dirk Heitkötter und Irina Börchers, stellvertretende Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Bildung, erläuterten. Dort findet sich u.a. ein Blick auf die Historie inklusive zahlreicher Bilder, ein Überblick über die Jubiläumsfeierlichkeiten und Geburtstags-Glückwünsche. Im August soll zudem – sowohl gedruckt als auch online – eine Jubiläumschronik erscheinen.
Beim AGV geht man fest davon aus, dass noch einige runde Geburtstage folgen werden. Für die Zukunft sei es wichtig, junge Leute für die Arbeit im Vorstand und für das ehrenamtliche Engagement beim AGV gewinnen zu können, so Waskönig. Mit Blick auf die Zukunft sei ihm indes nicht bange. „Die Arbeitswelt ändert sich, aber die Nachfrage nach Produkten, Dienstleistungen und qualifizierter Arbeit wird bleiben“, sagte er.
www.agv100.de