Wildeshausen Das kleine grüne Heft mit den Statuten und der Dienstvorschrift regelt die Aufgaben der Wildeshauser Schützengilde. Die Titelseite ziert die Zeichnung eines Trommlers des Tambourkorps. Solch eine „Gilde-bibel“ hält Trommler Peter Petersen am Dienstagmorgen beim Rockappell auf der „Herrlichkeit“ in der Hand, als Gilde-Oberst Willi Meyer zum Spielmannszug kommt und stehen bleibt. „Wider Erwarten können Sie lesen“, meint Meyer und spielt auf das rund 100 Seiten starke Heft an. „Ich möchte, dass mehr Bilder in das Heft kommen“, sagt Petersen. Der Oberst stutzt, aber er wolle sich bemühen. Auf der Rückseite des grünen Umschlags ist auf jeden Fall Platz. Sie ist noch blank.
Doch das war nicht das einzige Begehr von Peter Petersen und Thomas Schwoll, der die Pauke im Spielmannszug schlägt. Die Musiker möchten künftig nicht so lange im Regen stehen, da müsse sich die Gilde etwas einfallen lassen, lautete ihre Forderung vor Hunderten Zuschauern auf der Herrlichkeit. Am Montagabend beim Fackelumzug standen nicht nur die Musiker längere Zeit im Regen. „Die Uniform läuft ein“, meint Schwoll und zeigt auf seinen Rock.
Beim Rockappell am Dienstagmorgen bleibt es zum Glück trocken. Einige Saxofonisten marschieren vorsichtshalber mit Plastiktüten über dem Instrument. Glitschig sind die Natursteine auf der Herrlichkeit aber dennoch vom Regen am frühen Morgen. Ein Stechschritt sei da nicht möglich, heißt es aus den Reihen der Offiziere. Auch Standartenreiterin Annika Brengelmann muss aufpassen, dass sie mit ihrem Pferd Lloyd bei den drei Runden des Parademarsches nicht ins Rutschen kommt.
Der Oberst erkundigt sich auch beim Tambourkorps nach dem Wohlbefinden. „Gerade sind die letzten drei Kollegen eingetroffen“, antwortet Tambourmajor Thorsten Niester. Ob sie in der Nacht denn gut nach Hause gekommen sind, will Meyer wissen. Der Tambourmajor bejaht und hat einen Seitenhieb für die Polizei parat: „Die Polizei hat ja nie Zeit beim Gildefest. Aber unsere Männer können sich auch selbst verteidigen.“