Nordenham /Stollhamm Fast zwei Jahre lang konnte er damit gar nichts anfangen. Dann erfuhr der Stollhammer Dieter Jacobs: Bumbam ist offenbar eine alte plattdeutsche Bezeichnung für eine Kinderschaukel. Und mit Bumbam wurde ein Haus an der Butjadinger Straße in Moorsee bezeichnet.
Darauf gebracht haben den 75 Jahre alten ehemaligen Malermeister ein ehemaliger Mitarbeiter und Nachfragen beim Nachbarn des Hauses in Moorsee sowie die Auskunft des Energieversorgers EWE. In EWE-Akten wird ein ehemaliger Verteilerkasten in Hausnähe in Moorsee als Bumbam bezeichnet.
Von Nachbarn erfunden
„Vom bekannten Heimatforscher Hans-Hermann Francksen habe ich dann erfahren, dass Hausbezeichnungen dieser Art zu den sogenannten Ökelnamen gehören“, berichtet Dieter Jacobs. Das seien Spaß- und Spottnamen, die in früheren Zeiten häufig von Nachbarn erfunden worden seien.
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Der Stollhammer Dieter Jacobs befasst sich seit etwa 19 Jahren mit allen Fragen rund um die Post im Zusammenhang mit der Geschichte der Butjadinger Bahn. Die Bahnpost gab es von 1908 bis 1951.
Dabei hat Dieter Jacobs 157 verschiedene Ortsanschriften in der Gemeinde Butjadingen ermittelt – auch Anschriften ganz kleiner Orte oder Bauerschaften wie zum Beispiel Husum, Jericho, Junkerei, Widders, Hofswürden oder auch Grönland.
Da lag es nahe, dass sich der Vorsitzende des Rüstringer Heimatbundes, Hans-Rudolf Mengers, wegen einer skurilen Postanschrift an den Experten wandte. Der Stadt Nordenham war ein Brief mit dieser Anschrift zugestellt worden: An die Gemeindeverwaltung 26954 Bumbam.
Der Brief vom Oktober 2007 enthielt eine Anfrage der Schriftstellerin und Dramaturgin Anna Elisabeth Wiede aus Berlin, die die Eulenspiegel Verlagsgruppe (Berlin) für sie abgeschickt hatte. Die Autorin arbeite an neuen Erzählungen für Kinder, in denen es auch um komische, wunderbare und kuriose Ortsnamen gehen soll. Daher würde sie gerne wissen, wie es zum Ortsnamen Bumbam gekommen ist, so der Brief.
Wie schon gesagt: Auch Dieter Jacobs konnte sich zunächst keinen Reim darauf machen. Die Schriftstellerin ist 2009 im Alter von 80 Jahren gestorben. Dieter Jacobs hat weiter geforscht und inzwischen 127 Spaß- und Spottnamen im Stadtgebiet von Nordenham ermittelt. Dazu gehören unter anderem Zirsen, Rugenmütze (in FAH), Hecsenbarg, Wiem, aber auch Grünerei und Bulten.
Doch gesicherte Erkenntnisse über ihre genaue Herkunft und ihre konkrete Bedeutung waren bisher nicht zu bekommen. „Also müsste man mit Vermutungen arbeiten, aber davon halte ich nichts“, sagt Dieter Jacobs.
Geldstrafen
In seinem 1999 erschienenen kleinen Standardwerk „Butjadinger Orts- und Flurnamen“ ist es Hans-Hermann Francksen gelungen, die Herkunft vieler seltsamer Ortsnamen zu deuten. Doch bei Jericho (an der Butjadinger Straße in Niens) und bei Jerusalem (ein Bauernhof in der Abbehauser Wisch) musste er passen. Er vermutet, dass sie zu den Ökelnamen – also Spottnamen – zählen. Wer Höfen solche Namen verpasste, musste noch im 18. Jahrhundert mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.
„Das ist für mich kulturelles Erbe unserer Vorfahren“, sagt Dieter Jacobs. Daher sei es wichtig, nicht nur alte Orts- und Flurnamen wie zum Beispiel auch Kurfürstendamm in Nordenham, sondern auch alle Spottnamen für Höfe und Häuser in Nordenham nicht auszulöschen, sondern sie auch in Zukunft weiter zu verwenden. „Auch Bumbam in Moorsee sollte nicht vergessen werden.“