Stollhamm /Butjadingen „Ihr dürft die Pferde putzen und natürlich auch streicheln“, sagt Ilse Bischoff vom Reiterverein Stollhamm. Deniona und Maja, die zusammen die Klasse 3b der Grundschule in Burhave besuchen und sich im Reiterstübchen gerade gemeinsam mit Saft und Schlickersachen stärken, machen große Augen. Die Mädchen fassen sich an den Händen, können es kaum noch erwarten – gleich geht’s los.
Wenn man Maja und Deniona beobachtet, hat man den Eindruck, sie seien schon ihr ganzes Leben lang – und das sind immerhin acht beziehungsweise neun Jahre – die besten Freundinnen. Aber Deniona ist erst im Mai vergangenen Jahres nach Butjadingen gekommen – als Flüchtlingskind. Am Anfang sei es „doof“ gewesen, erzählt das Mädchen. Sie kannte niemanden in der Schule, und die anderen Kinder sprachen eine Sprache, die Deniona nicht verstand. „Da hab ich erstmal alleine gespielt“, sagt sie.
Inzwischen kann Deniona mit anderen Kindern wie zum Beispiel Maja spielen. Und sie spricht fast perfekt Deutsch. Wie das geht nach nur nur knapp anderthalb Jahren? „Weiß ich nicht“, sagt die Neunjährige und setzt ein extrabreites Grinsen auf. Und dann muss sie auch fix mit Maja losflitzen, denn die Helferinnen des Reitervereins in Stollhamm, bei dem an diesem Vormittag Flüchtlingskinder sowie Kinder aus der Ferienbetreuung der Gemeinde, zu Gast sind, haben „Chicky Micky“ aus der Box geholt. Das Pony ist mit seinen 22 Jahren der Oldie im Reitstall. Und Deniona, Maja und die anderen Kinder schließen das Tier umgehend in ihr Herz.
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Der Reiterverein habe die Kinder eingeladen, um ihnen einfach einen schönen Tag zu bereiten, sagt Vorstandsmitglied Ilse Bischoff. Sylke Wulff und ihr Team von der Ferienbetreuung haben vier ihrer Schützlinge mitgebracht. Hinzu kommen elf Flüchtlingskinder. Über Gabriele Petschulat, die gemeinsam mit ihrer Tochter Theresa ehrenamtlich als Flüchtlingspatin in der Gemeinde tätig ist, war der Kontakt zustande gekommen. Und nun können die Kinder vergnügt spielen, sich mit den Pferden beschäftigen, einen kleinen Parcours bewältigen und auf einem Bock für das Voltigiertraining herumturnen – da wird die Integration zum Kinderspiel.
52 Flüchtlinge leben aktuell in der Gemeinde Butjadingen (die NWZ berichtete). 18 davon seien Kinder, rechnet Gabriele Petschulat vor. Nach Auskunft der Flüchtlingspatin haben die größeren Kinder in der Regel keine großen Probleme damit, Anschluss zu finden, sich zu integrieren, rasch Deutsch zu lernen. Denn sie haben die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, dort andere Kinder kennenzulernen und am Deutsch-Förderunterricht teilzunehmen.
Ein Problem gibt es laut Gabriele Petschulat mit den kleineren Kindern, denn nicht alle fänden einen Platz in den Butjadinger Kitas. In den Kindertagesstätten in Burhave und Tossens seine keine Plätze mehr frei, so die Patin. In Stollhamm und Waddens gebe es zwar noch freie Plätze. Aber in der Regel hätten Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die in Tossens oder Ruhwarden wohnen, keine Möglichkeit, ihre Sprösslinge dort hinzubringen. Die Flüchtlingspaten hätten versucht, einen täglichen Transport zu organisieren, berichtet Gabriele Petschulat. Das habe leider nicht geklappt, bedauert sie.