Brake /Nordenham 11 800 Braker dürfen ihre Stimme zur Wahl des Europäischen Parlamentes abgeben. Im Landkreis Wesermarsch sind es 70 534 Wahlberechtigte. Eine von ihnen ist Katerina Kostellanou. Die Griechin arbeitet in Brake beim Verein „Refugium“. Als EU-Bürgerin darf sie wählen. Kann sie aber nicht: „Die haben mich wohl vergessen“, sagt sie. „Die“, das ist die Verwaltung in Nordenham, wo sie mit Ehemann und zwei Kindern lebt. Das Braker Rathaus beispielsweise hat die EU-Bürger in der Stadt angeschrieben, dass sie sich in die Wählerliste eintragen können, wenn sie es noch nicht getan haben, so Holger König. Er ist bei der Stadtverwaltung zuständig für Wahlen. Rund 400 EU-Bürger leben in Brake.
Katerina Kostellenou hat keine Post bekommen. Sie und ihr Mann stehen nicht im Wählerverzeichnis. Die Familie lebt seit 2014 in der Wesermarsch. Es sei nicht mehr gegangen in Athen. Sie hätten schlecht bezahlte Jobs gehabt, berichtet sie. „Wir haben von Monat zu Monat überlebt. Wir konnten nichts planen. Wir sind wegen der Kinder nach Deutschland gekommen“, sagt die „Refugium“-Mitarbeiterin. Nach wie vor litten die Menschen in ihrem Heimatland unter den Folgen der Wirtschaftskrise.
„Die EU war gut für uns. Als der Euro kam, da ging es schief.“ Die Preise seien angezogen, die Löhne gleich geblieben. Hinzu kam die Wirtschaftskrise Ende der 2000er Jahre. Ebenso habe der Tourismus gelitten. „Viele Menschen sind zu uns gekommen, auch weil es billig war.“ Für diese Branche in Griechenland sei der Euro ebenfalls nicht von Vorteil gewesen.
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Sie verkennt aber nicht die großen Vorteile und Chancen, die die Europäische Union biete. „Die EU ist wie eine Familie, die Sicherheit gibt“, sagt Katerina Kostellenou. Wenn man will, eröffne die EU einem viele Chancen, sagt die Mutter mit Blick auf ihre beiden Kinder, die in Nordenham aufs Gymnasium gehen.
Die Chance, die EU mit der freien Wahl des Wohnsitzes – auch in Deutschland – bietet, haben die Kostellenous ergriffen. „Wir haben sofort begonnen, die Sprache zu lernen und weitere Kurse besucht.“ Sie seien sehr freundlich aufgenommen worden. „Die Arbeit macht mir Spaß. Ich übersetze oder erledige Sonstiges in der Verwaltung.“ Ihr Mann arbeitet als Koch. Die Wesermarsch ist für Familie Kostellenou zur zweiten Heimat geworden. Und für das „Refugium“ sei Katerina Kostellenou ein „echter Glücksfall“, so Vorsitzende Doris Ammermann.
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