Nordenham Ist es möglich, dass ein abwechslungsreicher und mitreißender Konzertabend von nur zwei Violinistinnen gestaltet werden kann? Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Ja, es ist möglich. Das bewiesen jetzt die beiden 23-jährigen Violinistinnen Dorothea Stepp und Milena Wilke, die als Duo Berlin, rund 60 Besucher in der Aula des Nordenhamer Gymnasiums in ihren Bann zogen. Zu dem Konzert hatte die Goethe-Gesellschaft Nordenham eingeladen.
Zunächst stand das aus drei Sätzen bestehende Duette concertante, c- Moll, op.29, Nr.3 des Italieners Giovanni Battista Viotti (1755 -1824) auf ihrem Programm. Klare Strukturen, gefällige Melodien sowie gängige Begleitfiguren markieren darin die klassischen Seiten von Viottis drittem Violinduett.
Die folgende Caprice Nr. 1, g-Moll, Moderato aus Henryk Wieniawskis (1835-1880) Etudes – Caprices, op. 18 gestalteten die beiden Studentinnen der Violinklasse von Antje Weithaas, Berlin, sehr feinfühlig. Dabei ließen sie tiefgründige Melodien zu sehr filigranen Klangbildern verschmelzen und führten diese zu einer in sich ruhenden Melodie, die von Milena Wilke mit quirligen Begleitfiguren umspielt wurde.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Nicht nur bei der Präsentation dieses Werkes fiel das außerordentlich sonore Klangbild, vor allem in den Tiefen des Violinregisters bei beiden Instrumenten auf. Fast hätte man meinen können, hier und da, statt einer Violine eine Bratsche zu hören. Ein spannender Aspekt für aufmerksame Zuhörer.
Mit dem Duo concertante, Es- Dur, op.39, Nr. 1 von Louis Spohr (1784-1859) konnten die beiden mehrfach preisgekrönten Nachwuchsmusikerinnen ihr kongeniales Zusammenspiel ausleben. Neben technisch anspruchsvollen Partien galt es nun sehr unterschiedliche Stimmungen darzustellen. Ihr gemeinsames Empfinden und mitreißendes Ausgestalten der von Spohr intendierten Stimmungen machte Eindruck. Folglich war man gespannt, was nach der obligatorischen Pause noch zu hören sein würde.
Statt angekündigter Werke von Luigi Boccerini (1755- 1824) und Eugène Ysaye (1858 -1931) wurde das treue Goethe-Publikum mit sehr ausdrucksstarken Interpretationen der barocken Duo-Sonate für zwei Violinen, Nr. 5 von Jean-Marie Leclair (1667-1764) und der modernen, rhythmisch stark akzentuierten Sonate für zwei Violinen des russischen Komponisten Sergej Prokofjew (1891-1953) überrascht.
Darin begeisterte das Duo Berlin durch gemeinsam empfundene dynamische Bögen, abwechselnde virtuos gespielte Doppelgriffpassagen sowie Flageolettmelodien kombiniert mit sehr angenehmer Intonation und Spielfreude. Stellenweise wirkte das Spiel der beiden Streicherinnen sogar wie Kammermusik eines wesentlich größeren Ensembles.
Eine kurze Zugabe aus Bela Bartoks Schaffen rundete schließlich das gelungene und inspirierende Konzert ab.
Die Zuhörer dankten den beiden Musikerinnen mit herzlichem Applaus und der Vorstand der Goethe-Gesellschaft mit einem kleinen Erinnerungsgeschenk.