Brake Gastwirt Hein Mattes (Jürgen Schenk) kommt gerade mal über die Runden. Seine Stammgäste, die Bauern Jan Jensen (Thorben Siewert), Jens Jansen (Tobias Petershagen) und Richard Bauer (Jens A. Rose) halten ihm die Treue. Viel ist im Provinznest nicht los, gerade den Jungbauern fehlt vor allem eine Sache: die richtige Frau.
Am Freitag feierte „Landeier“, das letzte Stück der aktuellen Spielzeit der Niederdeutschen Bühne Brake, Premiere. Deutlich über 250 Gäste kamen zu dem modernen Klassiker, dessen Inhalt sich leicht zusammenfassen lässt: „Buern sööökt Froons“. Das zwar nicht in Form einer TV-Show, dafür mit Strip- und Kennenlern-Videos. Diese Idee, durch die sich die „Landeier“ die Herzensdamen erhoffen, ruft aber nicht die gewünschten Reaktionen hervor. Gut, dass die Aushilfs-Postbotin Gertrud Schulze (Ute Haar) und die toughe Studentin Lavinia Voigt (Sarah Harms) unverhofft im Leben des Männer-Quartetts auftauchen. Mit ihrer Hilfe soll es mit den Videos besser klappen, was für die Jungbauern vor allem eines bedeutet: voller Körpereinsatz und ein heißes Finale.
Dem von Frederik Holtkamp geschriebenen und von Heino Buerhoop ins Niederdeutsche übersetzte Stück mangelt es nicht an komischen Momenten, auch wenn zwischendurch den tatsächlichen Problemen des Landlebens der Spiegel vorgehalten wird. Die Komödie nimmt sich Zeit, erst kurz vor der Pause sind alle Darsteller auf der Bühne. Bevor Ute Haar und Sarah Harms die Bühne betreten und sowohl den Alltag als auch den Hormonhaushalt in der Männer-Idylle auf den Kopf stellen, hat das Publikum Gelegenheit, die Männergruppe näher kennenzulernen. Ein Kennenlernen, das sich lohnt. Die Dynamik zwischen den Schauspielern Thorben Siewert, Tobias Petershagen, Jens Rose und Jürgen Schenk ist sehr gut gelungen, was nicht zuletzt an der Regie von Hans-Peter Blohm liegt. Man merkt nicht, dass Rose erst vor kurzem einsprang, da Jann Blohm, der eigentlich Richard Bauer spielen sollte, kurzfristig ausfiel. Schnell schließt man die Figuren in sein Herz. Hakt Petershagen die Finger unter die Hosenträger, um sie schnippsen zu lassen, weiß man: Gleich hat Petershagens Charakter wieder eine blöde Idee, und Siewert kann ihm wieder einen manisch-verzweifelten Blick zuwerfen.
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Neue Dynamik in Teil 2
Auch Ute Haar und Sarah Harms fügen sich nahtlos in das Ensemble ein. Haar als freundliche, aber dem Landleben nahe stehende und nicht auf den Mund gefallene Postbotin und Harms als junge Studentin, die genau weiß, wie man den Männern den Kopf verdreht – und das auch eindrucksvoll auf der Bühne demonstriert. Durch die beiden Darstellerinnen entwickelt sich in der zweiten Hälfte eine neue Dynamik, die zwar Elemente aus der ersten Hälfte aufnimmt, aber auch ungeahnte Talente bei den Jungbauern zum Vorschein bringt. Auch wenn sich die Interaktionen in der zweiten Hälfte verschieben, lohnt es sich, auf Siewert und Petershagen zu achten, selbst wenn beide nicht den Mittelpunkt der Szene darstellen: So manches Kleinod an schauspielerischer Leistung findet im Hintergrund statt.
Stehende Ovationen
So viel schauspielerisches Talent der sechs Darsteller ging am Freitagabend am Publikum nicht spurlos vorbei: Szenenapplaus, viele Lacher und am Ende einige stehende Ovationen begleiteten die gelungene Premiere von „Landeier“.
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