Burhave In der Schule war er immer der Lustigste in seiner Klasse. Und als Gabriel Perez in einem Hotel auf seiner Heimatinsel La Gomera als Kellner arbeitete, blieben die Gäste mitunter hungrig. Gabriel Perez machte lieber seine Späße mit ihnen, anstatt das Essen zu servieren. Sein Chef nahm ihn irgendwann beiseite und bot ihm an, den Job als Animateur anzunehmen. Das ließ sich Gabriel Perez nicht zwei Mal sagen.
„Schon direkt nach der Schule wusste ich: Entertainment ist meine Welt.“ Gabriel Perez schaut auf das neben ihm liegende Plakat, auf dem er, mit einer Perücke auf dem Kopf, ein Glas in die Höhe hält. „Cheerio, Miss Sophie!“ Als Animateur von Tourismus-Service Butjadingen (TSB) spielt er den Piraten Capitano Ole. Im vergangenen Jahr hat er als neue Figur den Indianer Tonto erfunden, der sein Dorf gleich hinter dem Burhaver Atrium hat. Seine liebste Rolle jedoch ist die des Butlers James aus dem Silvester-Klassiker „Dinner for One“. Dieses Jahr spielt Gabriel Perez sie zum 10. Mal. Deshalb lädt die TSB zu einer ganz besonderen Aufführung ein (siehe Info-Box).
Aschenputtels Schwester
In Spanien ist der 1963 vom NDR produzierte Sketch mit Freddie Frinton in der Hauptrolle gänzlich unbekannt. Ein Entertainment-Coach aus den Niederlanden, der in dem Hotel auf La Gomera Shows inszenierte (und Gabriel Perez in einer „Cinderella“-Aufführung nicht etwa den Prinzen, sondern eine Schwester von Aschenputtel spielen ließ), führte ihm die Aufzeichnung von „Dinner for one“ vor. Gabriel Perez bog sich in den 18 Minuten, in denen James immer wieder über den Tigerkopf stolpert, vor Lachen. Irgendwann, sagte er sich, werde er diese Rolle, die eigentlich fünf Rollen sind, selbst spielen. Bis dahin sollte es aber noch eine Weile dauern.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
„80 Prozent sind Talent“, sagt Gabriel Perez zu seinen Fähigkeiten, von denen sich in Butjadingen Saison für Saison unzählige Urlaubsgäste überzeugen. Die restlichen 20 Prozent hat er von dem holländischen Coach mit auf den Weg bekommen. Mit diesem Rüstzeug kam Gabriel Perez im Jahre 2004 nach Butjadingen. Er hatte allerdings gar nicht vor, es einzusetzen.
In dem Hotel auf La Gomera musste Gabriel Perez 14 Stunden am Tag dienstlich gute Laune haben. Das wollte er nicht länger. Er fühlte sich leer, wollte einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen, etwas anderes machen. Sein Cousin war schon vor Jahren nach Deutschland ausgewandert und in Tossens bei Center Parcs gelandet. Gabriel Perez beschloss, ihm zu folgen. „Wenn er in China gewesen wäre, wäre ich dort hin gegangen.“
Wasser weg
Den ersten Kulturschock bekam er, als bei einem Spaziergang am Strand das Wasser nicht mehr da war. Bleiben wollte er nur einige Monate. Inzwischen sind 14 Jahre daraus geworden. Gabriel Perez arbeitete bei Center Parcs (und blitzte dort mit der Idee ab, „Dinner for one“ aufzuführen), er legte als DJ auf. Immer wenn es ihn zurück nach La Gomera zog, hatte er das Gefühl, in Butjadingen noch nicht „fertig“ zu sein. Der Mann aus Spanien machte seinen Rettungsschwimmer, bewarb sich als solcher bei der TSB für die gerade eröffnete Nordsee-Lagune. Und die Kurgesellschaft stellte ihn ein. Aber nicht als Rettungsschwimmer, sondern als Animateur für den Friesenstrand, die Lagune und das Sand-Art-Festival, das es damals in Tossens noch gab.
Und so fand sich Gabriel Perez als das wieder, was er eigentlich gar nicht mehr sein wollte – die Entertainment-Branche lies ihn nicht los. Und das hat sie bis heute nicht getan. „Ich musste erstmal lernen, wie die Urlauber an der Nordsee ticken“, blickt Gabriel Perez auf seine Anfangsjahre zurück. Mittlerweile weiß er das genau. Dafür lieben ihn die Touristen, Kinder ebenso wie Erwachsene.
Gabriel Perez hat inzwischen Familie. Seine beiden Kinder wachsen zweisprachig auf. Irgendwann möchte er mit ihnen und seiner Frau zurück in seine Heimat. Er vermisse La Gomera, sagt Gabriel Perez. Und wird dabei für einen Moment sehr ernst.
Erstmal wird der 47-Jährige nun aber wieder seine Lieblingsrolle, die des Butlers Jame, spielen und Miss Sophie zum 90. Geburtstag eine Fedderwardersieler Krabbensuppe servieren. „Dieselbe Prozedur wie letztes Jahr?“ wird er fragen. Und Miss Sophie wird antworten: „Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr, James.“ Fast jedenfalls.