Brake Das Dorf liegt im Nirgendwo. Es könnte überall sein. Eingebettet in eine ländliche, beinahe idyllisch anmutende Umgebung, ist es zugleich gut an den Nahverkehr angebunden, so dass auch hin und wieder Touristen den Weg in die Dorfschenke finden. Dort treffen die Gäste auf Bernie. Der 17-Jährige ist behindert. Er führte bisher ein mehr oder minder geregeltes Leben. Doch das ändert sich: Denn die Abneigung gegen ihn wächst, der Hass tritt unverhohlen hervor.
Ausgegrenzt. Von der Gemeinschaft verstoßen, von den eigenen Eltern abgeschoben: Mit seiner Inszenierung von „Kein Platz für Idioten“ in der niederdeutschen Fassung „Afschoben“ von Heide Tietjen widmet sich der Bremer Regisseur Philip Lüsebrink einem gesellschaftlichen Konflikt, der nicht oder nur eingeschränkt öffentlich thematisiert wird: der Ausgrenzung von Menschen, die nicht ins allgemeingültige Schema passen, die eben anders sind als die meisten anderen Menschen um sie herum.
Ein Bild von seiner Rolle als Bernie hat sich Tino Roccor durch das Anschauen früherer Inszenierungen gemacht. Denn der Autor Felix Mitterer hatte das Volksstück 1977 geschrieben. „Ich konnte mir einen ersten Eindruck verschaffen, wie meine Rolle so ist“, erzählt Tino Roccor. Es sei schwierig, in die traurige Art von Bernie hineinzukommen. „Es nachzuvollziehen, wie es sein könnte“, merkt er an. In seiner ersten großen Rolle ist es für ihn eine große Herausforderung, zumeist nur mit Mimik und mit stummem Spiel zu überzeugen.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Regisseur Philip Lüsebrink, Jahrgang 1977, lobt den jungen Darsteller: „Er ist ganz diszipliniert dabei“, beschreibt der 42-Jährige die Leistung von Tino Roccor, der bislang in der Nachwuchsgruppe der Niederdeutschen Bühne Brake im Rampenlicht stand. Nun sind es gleich drei Szenenbilder, in denen er sich zurechtfinden muss. Die Bühnenbildner der NDB haben eine Stube, eine Wirtschaft und eine Kemenate mit Doppelbett im Forum des Berufsbildungszentrums entstehen lassen.
Das Schicksal des behinderten Jungen wird verknüpft mit dem Schicksal des älteren Landarbeiters Hannes, der von Rainer Büsing gespielt wird. Er ist der einzige, der dem Jungen beisteht.
Unschuld, Hass, Missgunst, Feigheit und Machtmissbrauch: Das Theaterstück fesselt von der ersten Minute an und stellt einfühlsam dar, dass es auch anders geht. Es sind die leisen Töne, die dieses Stück zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.