Leverkusen /Bremen Als Ömer Toprak sein letztes Bundesligator erzielt hatte, war der Hamburger SV noch Erstligist und Donald Trump zwei Tage zuvor als 45. Präsident der USA vereidigt worden. Am 22. Januar 2017 traf der Innenverteidiger zum 1:0 von Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC. Am Samstag nun, 1448 Tage später, brach Toprak seinen Torfluch ausgerechnet im Stadion seines früheren Arbeitgebers. Sein 1:0 nach einer Freistoßflanke von Ludwig Augustinsson reichte für Werder Bremen zwar nur zu einem 1:1 (0:0), der Punkt bei dem Champions-League-Anwärter war nach dem Fehlstart ins neue Jahr gegen Union Berlin (0:2) aber ein wichtiger Schritt nach vorn.
„Ich habe Ludde gesagt, er soll den kurzen Pfosten scharf anspielen. Standardsituationen bieten immer die Chance, in Führung zu gehen“, sagte der Torschütze über seinen Torplan in der 52. Minute, bei dem er die scharfe Hereingabe des Schweden mit rechts in das Netz verlängerte. Genau bei diesen Standardsituationen haben sich die Bremer in dieser Saison stark verbessert. Bereits zum siebten Mal traf Werder nach einem ruhenden Ball. Die Standardstärke zeigt gleichwohl aber auch eine Bremer Schwäche: Nur zehn der 17 Tore in 15 Partien erzielte Werder aus dem Spiel heraus. Auch in Leverkusen konzentrierte sich das Team fast ausschließlich auf die Defensive, ehe Toprak traf.
Für den 31-Jährigen, der als zentraler Teil einer defensiven Fünferkette Leverkusens Torschützen Patrick Schick (70./außer in dieser Szene) aus dem Spiel nahm, kam der Treffer einer persönlichen Erlösung gleich. Nach sechs Jahren in Leverkusen (2011 bis 2017) und zwei Spielzeiten bei Borussia Dortmund (2017 bis 2019) sollte er der neue Abwehrchef an der Weser werden. Diese Erwartungen konnte er bisher nicht erfüllen. Entweder war Toprak verletzt oder er leistete sich Aussetzer wie in dieser Saison beim 1:2 gegen den VfB Stuttgart. „Ich habe mich sehr gefreut, da ich eine lange Leidenszeit hinter mir habe“, gab Toprak einen Einblick in sein Seelenleben. Auf einen enthusiastischen Jubel verzichtete er: „Innerlich war es ein extremer Jubel, nach außen aber verhalten, da es gegen den Ex-Verein war. Ich weiß, was ich den Leuten hier zu verdanken habe.“
Er habe es „sehr gut gemacht“, lobte Florian Kohfeldt den Torschützen und untermauerte dessen Rolle: „Er ist der Abwehrchef, er ist der Leader.“ Das bedeute aber, dass er diese Leistungen konstant abrufen müsse. Toprak gilt als einer der schnellsten Spieler im Bremer Kader, zudem ist der 1,87 Meter große frühere türkische Nationalspieler bei hohen Bällen wichtig. Im Spielaufbau gegen defensive Teams, wie es an diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den FC Augsburg der Fall sein wird, unterlaufen Toprak allerdings auch mal leichte Fehler. Will Werder seine Heimschwäche (nur ein Sieg bisher) beenden, muss der Rechtsfuß sich auch in diesem Bereich steigern.