Bremen Das hatte sich Werder Bremen eigentlich anders vorgestellt. Einen Tag nach dem viel beachteten Vorstoß von Maximilian Eggestein („Ich habe eine Entscheidung getroffen“) saß ausgerechnet dessen Bruder Johannes am Donnerstag bei der offiziellen Spieltagskonferenz auf dem Podium – so war es eben geplant. Und von diesem Fahrplan wich der Fußball-Bundesligist nicht mehr ab.
„Hätten wir gewusst, dass diese Situation so entsteht, würde Johannes hier nicht sitzen. Das wollten wir ihm eigentlich ersparen“, gestand Trainer Florian Kohfeldt offen ein. Der jüngere der beiden Brüder sitze eigentlich hier, weil er vor der Länderspielpause beim 3:1-Sieg in Leverkusen „sein bestes Bundesligaspiel für uns gemacht hat.“
So aber war natürlich erst einmal der Vertragspoker der Eggestein-Brüder das zentrale Thema – doch dieses Mal machte Werder deutlich dichter als Maximilian Eggestein, der am Vortag zu verstehen gab, dass er wohl an der Weser bleiben werde. „Bei mir ist nichts endgültig entschieden. Aber ich habe ja immer gesagt, dass ich eine bestimmte Richtung habe“, meinte Johannes Eggestein. Diese kenne natürlich auch sein Bruder. Ob sie in die gleiche Richtung tendieren? „Das beantworte ich an anderer Stelle.“ Thema beendet. „Ich bitte um Verständnis, dass wir da noch nicht konkreter werden können“, fügte Sportchef Frank Baumann noch hinzu.
Dann lenkte Trainer Kohfeldt den Blick auf das Sportliche – und warnte eindringlich davor, dass sich nach der Spielpause kein Schlendrian einschleichen dürfe. „Jetzt gibt es kein Luftholen mehr“, sagte der Coach vor dem Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen Mainz 05. „Wir spielen weiter um unsere Saisonziele Europa und DFB-Pokal, deshalb müssen wir sofort in den absoluten Wettkampfmodus schalten“, sagte Kohfeldt. Ein Rückschlag gegen die Rheinhessen „wäre sehr unglücklich. Wir sollten dieses Spiel gewinnen, wenn wir weiterhin in Richtung Europa wollen.“
Für Kohfeldt selbst ging es am Donnerstagabend erst einmal in Richtung Köln. Beim Festakt zum 65. Fußball-Lehrer-Lehrgang wurde der 36-Jährige vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit dem Trainerpreis des deutschen Fußballs 2018 ausgezeichnet. „Ich freue mich sehr. Das ist eine große Ehre und Anerkennung, die aber nicht nur mir gilt, sondern vor allem auch meinem Trainerteam, der gesamten Mannschaft und allen Personen, die um das Team arbeiten”, meinte der 36-Jährige gewohnt bescheiden. Oliver Bierhoff, Nationalmannschafts-Direktor, lobte indes: „Es ist beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit sich Florian Kohfeldt zu einem Sympathieträger in der Bundesliga entwickelt hat. Er verströmt eine ansteckende Begeisterung, die Spieler schwärmen von seiner offenen und authentischen Art.“
Kohfeldts Werdegang als Trainer begann bei seinem Heimatverein Jahn Delmenhorst, wo er von 1999 bis 2005 Jugendmannschaften betreute. 2006 kam er zu Werder, bis 2014 war er zuständig für verschiedene U-Teams. Nach seiner Zeit als Co-Trainer von Viktor Skripnik sowie einer kurzen Auszeit übernahm er im November 2017 den Cheftrainerposten in der Bundesliga. Seitdem hat sich Werder von einem Abstiegskandidaten zu einem Europapokalanwärter gemausert – um dieses Ziel zu erreichen, fordert Kohfeldt von seinen Spielern den absoluten Wettkampfmodus.