PEKING Als Thomas Lurz aus dem Wasser stieg, flossen die Tränen. Überwältigt von den Gefühlen widmete er die Bronzemedaille seinem toten Vater. Er hat sehr großen Anteil an dieser Medaille. Ich habe während des Rennens immer an ihn gedacht, sagte Lurz.
Vor einem Jahr war Peter Lurz, Langstrecken-Referent beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV), völlig unerwartet nach einer Tour mit dem Fahrrad gestorben. Heute war mein Vater bei uns. Er hat mir wohl auch das Regenwetter geschenkt, weil ich die Hitze nicht so mag, meinte Thomas Lurz: Das war guter Beistand von oben. Gerne hätte der Würzburger seinem Vater, dessen Geburtsdatum er sich in den Oberarm tätowiert hat, Gold geschenkt. Doch am Ende musste sich der 28-Jährige an der Ruderregatta-Strecke von Shunyi dem Niederländer Maarten van der Weijden und den Briten David Davies geschlagen geben. Lurz fehlten auf den zehn Kilometern lediglich zwei Sekunden zum Olympiasieg und eine halbe Sekunde zu Silber.
Die Enttäuschung über die verpassten Chancen währte nur kurz, dann kündigte Thomas Lurz die Fortsetzung seiner Karriere an. Ich mache auf jeden Fall erstmal weiter. Das Langstreckenschwimmen ist ja eine typische Ausdauersportart, die man auch in meinem Alter noch erfolgreich betreiben kann, sagte der gelernte Diplom-Sozialarbeiter, der schon in zwei Wochen bei der EM seinen Titel über fünf Kilometer erfolgreich verteidigen will.
Emotional aufgewühlt war auch Olympiasieger van der Weijden, der vor sieben Jahren an Leukämie erkrankt war. Damals war nicht klar, dass ich heute überhaupt noch leben würde, jetzt bin ich Olympiasieger, sagte der Niederländer: Wenn ich im Krankenhausbett Schmerzen hatte und müde war, konnte ich nicht an den nächsten Monat, sondern nur an die nächste Stunde denken. Ich war geduldig und habe abgewartet. Diese Strategie hatte ich auch im Rennen.