Oldenburg Wer oder was ist in der heutigen digitalen Welt klüger, cleverer, lernfähiger? Der Mensch oder der Super-PC? Die Frage beantwortete am Dienstagabend im PFL in Oldenburg der Biochemiker und Autor Dr. Henning Beck. Nicht wie sonst vor prall gefüllten Rängen, sondern aufgrund des Coronavirus inmitten einer überschaubaren Menschenmenge. Doch der Referent wusste auch das zu schätzen: „Es tut gut, dieses Geräusch zu hören“, begann er seine Ausführungen nach dem Begrüßungsapplaus. Der Referent nahm die Gäste gleich in zwei Vorstellungen, jeweils knapp 70 Minuten, mit „auf eine Reise in die Welt des Gehirns“.
Dabei verlangte er dem Publikum einiges ab. Anschaulich ging es um die ewige Frage, welches Wissen nun wichtiger sei: einen möglichst großen Datenschatz abrufen zu können oder Ideen und Kreativität. Sein Thema auf dem Papier: Lernst du noch oder verstehst du schon?
Erfahrungen nutzen
Der international tätige Referent legte sich schnell fest. Computer können nur Daten ausrechnen und Wahrscheinlichkeiten simulieren. Menschen hingegen stellen sich Fragen – „im besten Fall“, beendete er leicht grinsend den Satz. So entstünden Ideen, die später Antworten nach sich ziehen würden – Kreativität weist einen Menschen aus.
Auch Erfahrung sei wichtig: Diese Eigenschaft, aus vorherigen Situationen zu lernen und einen Schritt weiter zu denken, sei eine der wichtigsten Eigenschaften fürs Verstehen, so Beck. Das Gehirn entwickelt sich. Der Computer hingegen „ist genauso dumm wie vor 50 Jahren. Heute ist er nur schneller dumm“, so seine provokante Schlussfolgerung.
In diesem Zusammenhang kritisierte Beck die Arbeitsbranche: „Es ist paradox.“ Menschen sollen wie Maschinen funktionieren, ohne Fehler. Dabei seien dies gar keine Fähigkeiten, die dringend benötigt würden. Problembewusstsein sei wichtiger.
Und dieses müsste bereits in der Schule gelernt werden, forderte der ehemalige Berkeley-Student (USA). Lehrer sollten Schülern zu Anfang keine trockenen Formeln beibringen, sondern sich zuerst überlegen, wie die Schüler motiviert werden können. Interesse an einem Thema zu wecken sei die beste Chance zum Verstehen. Dann würden Schüler im besten Fall selbst nach Fragen und Lösungen suchen. „Wissen sollte nicht leicht vermittelt werden“, eher müssten Lehrer Schülern helfen, beim Hinfallen aufzustehen.
Vortrag in zwei Wochen
Der nächste Vortrag der NWZ-Impulse-Reihe findet statt am Dienstag, 13. Oktober. Dr. Martin Morgenstern spricht zum Thema „So beherrschen Sie jeden Stress!“ (Termine: 17.30 und 19.30 Uhr).