Bremen Werder-Trainer Florian Kohfeldt nahm im Vergleich zum Pokalspiel auf Schalke zwei Wechsel vor: Der genesene Theo Gebre Selassie ersetzte Marco Friedl und Sebastian Langkamp rückte für Milos Veljkovic in die Startelf. Ansonsten blieben sowohl das Personal als auch die Grundordnung im 4-4-2 gleich.
Werder hatte sich darauf unter der Woche nicht vorbereitet und musste ein wenig improvisieren. Gladbach rückte deutlich höher als man es von der Mannschaft gewohnt ist ins Pressing auf und stellte Werder mit klaren Mannorientierungen zu. Der übliche Spielaufbau über die Innenverteidiger oder Nuri Sahin auf der Sechs wurde so deutlich erschwert, bei Jiri Pavlenkas Chipbälle auf die Außenverteidiger war sofort Druck da vom ungewöhnlichen Flügelverteidiger-Pärchen Herrmann und Thorgan Hazard.
Auf der Gegenseite blieb Werder im eigenen Pressing eher zurückhaltend, lief nicht so früh und intensiv an und verteidigte nicht in der Art nach vorne, wie man es von der Mannschaft kennt - was vielleicht auch den Strapazen der englischen Woche geschuldet war. Gladbach konnte sich in Überzahl im Anspielen mit seinen drei Innenverteidigern gegen die beiden Bremer Spitzen immer wieder leicht befreien und vor allem Matthias Ginter dann ins Übergangsdrittel dribbeln lassen. Ginter spielte fast wie ein Außenverteidiger, Herrmann konnte deshalb davor höher schieben und Augustinsson tiefer binden.
Gladbach defensiv stark
Kohfeldt stellte nach zehn Minuten um und ging ebenfalls auf ein 5-3-2, Sahin rückte gegen den Ball zwischen die beiden Innenverteidiger, Maximilian Eggestein auf die Sechs und Johannes Eggestein auf die Acht. Im eigenen Ballbesitz blieb Sahin als Sechser vor der Abwehr und damit das Rauten-4-4-2. Gladbach versuchte den Bremer Verbund mit Seitenwechseln auseinander zu ziehen und vor allem nach Ginters Diagonalbällen Hazard in Eins-gegen-Eins-Situationen mit Gebre Selassie zu bringen. Das funktionierte auch im Ansatz, wirklich durchbrechen konnte Hazard gegen den aufmerksamen Gebre Selassie aber kaum einmal. Gefährlicher waren da schon die Läufe der Achter in die Tiefe. Zakaria und Neuhaus tauchten einige Male gefährlich im Bremer Strafraum auf.
Werders bessere Gegnerbindung
Unmittelbar nach der Pause nutzte Gladbach nach einem verunglückten Bremer Konter die Unordnung im Bremer Nachrücken und spielte nach dem schnellen Ballgewinn sofort in die Tiefe, gleich drei Gladbacher Spieler tauchten deshalb vor Pavlenka auf. Der Rückstand weckte Werder langsam auf. Kohfeldt brachte Yuya Osako für Johannes Eggestein und stellte die Angreifer weiter auseinander gezogen auf. Osako spielte mehr zentral zwischen den Linien, Rashica wich auf den Flügel aus. Die Außenverteidiger rückten weiter mit auf, Klaassen und Eggestein ebenfalls. Im Zentrum gab es den kleinen Vorteil, dass Kramer und Zakaria mit Gelb belastet waren und etwas vorsichtiger im Zweikampf agieren mussten.
Werder verlagerte das Spiel mehr in die Gladbacher Hälfte - gefährlich wurde es aber nur einmal nach einer Umschaltsituation, als erst Rashica und dann Kruse scheiterten. Die besseren Chancen hatten die Gastgeber, weil Werder hinten mehr und mehr nur noch gegen den Mann spielte und die Absicherung fehlte, aber zweimal Neuhaus verpasste die Entscheidung. Mit der Einwechslung von Claudio Pizarro für Sahin stellte Werder auf 4-3-3 um und hatte in der letzten Linie eine bessere Gegnerbindung. Damit fiel es der Mannschaft auch leichter, die Zone um den gegnerischen Strafraum zu besetzen und nun ihrerseits vermehrt die zweiten Bälle zu gewinnen.
Nach Klaassens Ausgleichstor - welches unter anderem auch der Gegnerbindung im Strafaraum geschuldet war und den Torschützen deshalb völlig frei einlaufen ließ - neutralisierten sich beide Mannschaften in den Minuten danach, Werder stellte mit seinen drei Spitzen den Gladbacher Aufbau über die Innenverteidiger gut zu, im Mittelfeld wurde gegen den Mann gedeckt. Mit der Einwechslung von Stindl kurz vor Schluss versuchte Gladbach die Patt-Situation aufzulösen, Kohfeldt reagierte nur kurz später mit der Hereinnahme von Kevin Möhwald für Rashica und sorgte mit der Umstellung auf die Raute für mehr Absicherung. Trotzdem hatte Gladbach noch zwei richtig gute Chancen im Anschluss an eine Flanke.
Werder musste zum Abschluss der englischen Woche gleich mehrmals improvisieren und umstellen, um in einem schwierigen Spiel gegen einen aggressiven Gegner zu bestehen. Kruse hatte nur wenige Momente, die Mannschaft kaum Torchancen - die wieder einmal sehr ordentliche Chancenverwertung und ein bisschen Glück sicherten aber einen wichtigen Punkt.