KUFSTEIN Wiesen, Berge, Männer mit entblößter Brust in Lederhosen: Trotz dieser Werbebilder verirrten sich bisher nur wenige Urlauber in das Tiroler Örtchen Ebbs. Ein Geschenk für die Touristikbranche ist da folgende Nachricht: In einem Waldstück am Fuße des „Zahmen Kaisers“ sollen veruntreute deutsche Millionen vergraben sein.
Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung ist fraglich, dennoch werden immer mehr Menschen vom Goldgräber-Fieber erfasst. Besonders betroffen sind heimische Unternehmer. Für sie ist der „Schatz“ schon jetzt ein Gewinn. Denn immer mehr Besucher stapfen mit Schippe in der Hand zwischen den Bäumen umher. „Das interessiert plötzlich alle“, sagt Gemeinde-Amtsleiter Anton Geisler.
Auslöser für den Boom sind Berichte in österreichischen Medien über einen Privatdetektiv, der einen Millionenbetrüger bei der Suche nach seiner Beute im besagten Waldstück gesehen haben will. Der ehemalige Vermögensberater der bayerischen DAB-Bank hatte Millionen veruntreut, wurde dafür vor Jahren verurteilt und ist inzwischen wieder frei.
Da die Beute verschwunden blieb, setzte die Bank einen Finderlohn von 40 Prozent aus – und will jetzt nichts mehr damit zu tun haben. „Für uns ist der Fall abgeschlossen“, sagt Sprecherin Carolin Mayr. Ihr Institut sei um genau 1,65 Millionen Euro geschädigt worden.
Auch wenn die Glaubwürdigkeit des anonym bleibenden Detektivs fraglich ist, schießen die Spekulationen wie Pilze. Täglich werden die genannten Millionenbeträge höher.
Der Tourismusverband Kufstein bewirbt nun eine „Schatzsuch-Pauschale“ samt Karten, Fackelwanderung und „Schnapsl“ danach. Nach eher flauen Monaten freue man sich über das neue Interesse, sagt Direktorin Karin Scholz. Die Touristen suchten aber auf eigenes Risiko: „Wenn ich eine Garantie für den Schatz abgeben könnte, würde ich selbst schon im Wald stehen.“