Oldenburg Es ist Dienstag. Viele Jugendliche freuen sich schon morgens auf ihre Probe mit dem Jugendtheater Rollentausch in Kreyenbrück. Sie bereiten sich darauf vor und sind gespannt, was die anderen Gruppenmitglieder zu erzählen haben und wie weit sie mit der Stückprobe kommen.
Nachmittags fahren sie zur Freizeitstätte Kreyenbrück. Dort wird wöchentlich geprobt. Allerdings nicht jetzt. Nicht während der Corona-Krise. Stattdessen setzen sie sich an ihre Computer und loggen sich bei Skype, einer Plattform für Videokonferenzen, ein. Nach und nach ploppen auch die Bilder der anderen Gruppenmitglieder auf. „Wie geht es Euch?“, erkunden sich die Mitglieder der Theatergruppe, die an ihren Bildschirmen sitzen. Nach einem kleinen Warm-up beginnt die Probe, die immer wieder von kleinen Verbindungsproblemen unterbrochen wird.
120 Theaterbegeisterte
So oder so ähnlich, sehen die Proben der zehn stadtteilorientierten Kinder- und Jugendtheatergruppen in Oldenburg des Theaterpädagogische Zentrums (TPZ+) innerhalb es Vereins Jugendkulturarbeit aktuell aus. Das Jugendtheater Rollentausch ist 1998 von Jörg Kowollik gegründet worden. Der 52-Jährige koordiniert das Theaterpädagogische Zentrum und die kulturellen Bildungsangebote des Vereins.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Aufgrund der Corona-Pandemie ist für alle Gruppen derzeit „Social Distancing“ angesagt. Das sei ein großer Schock für den Verein gewesen. Die rund 120 Kinder und Jugendlichen seien es gewohnt, sich regelmäßig zu treffen, gemeinsam zu arbeiten und sich auszutauschen. Wie also mit der neuen Situation umgehen? Schnell sei klar gewesen, dass sich die Gruppen weiter treffen wollen. „Denn es muss ja weiter gehen“, waren sich alle einig. Die Stücke sollen weitergearbeitet werden und der Austausch sei nun wichtiger denn je.
Digitale Gruppentreffen
Deshalb habe man mit digitalen Gruppentreffen angefangen. Über die Internet-Dienste Skype oder Zoom wird miteinander geredet, gesungen und getanzt. Szenen werden geübt und Texte erfunden. Zwar sei das kein Ersatz für das analoge Treffen. „Diese Erkenntnis steigert noch einmal den Wert unserer langjährigen theaterpädagogischen Stadtteilarbeit“, sagt der Verein dazu. Trotzdem sei das Digitale nun eine gute Möglichkeit, weiter zu machen. Es biete auch die Möglichkeit, neue kreative Räume für die kulturellen Tätigkeit zu erschaffen.
Die Theatergruppen sind inklusiv ausgerichtet und laufen unter dem Motto „Theater für alle – Wer fehlt?“. Sie sind offen für alle Kinder und Jugendlichen, die Interesse haben, sich im Bereich Theater zu betätigen. Ergänzt werden die Gruppen durch Musik, Tanz, Bühnenbau, Video- und Lichttechnik. Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Die Gruppen werden finanziell durch das Kulturamt der Stadt Oldenburg und bekommen aktuell auch noch Projektzuschüsse von Stiftungen wie beispielsweise der Aktion Mensch. Dabei kooperieren sie eng mit vielen Institutionen in den Stadtteilen wie Schulen, Kulturzentren, Freizeitstätten und Bürgervereinen. So schaffen sie niedrigschwellige Zugänge und bieten eine attraktive Freizeitbeschäftigung.
Lösungen für Auftritte
Die Proben werden bis auf Weiteres digital stattfinden. Der Verein Jugendkulturarbeit hofft, dass die Theaterstücke auch live gezeigt werden können. „Wenn das nicht möglich ist, dann überlegen wir uns digitale Lösungen oder wir schieben die Auftritte in den Herbst“, heißt es.
Zwar freuen sich die Kinder und Jugendlichen, dass sie sich in den Videokonferenzen sehen können. Ein trauriges Gefühl bliebe nach den Proben jedoch: „Denn eigentlich wollen wir uns sehen, über die Bühne rennen, tanzen, springen, Texte laut sagen, uns berühren, singen und uns dabei ganz nah sein.“ Trotzdem sei das digitale Treffen in der aktuellen Situation die beste Lösung. Und so heißt es am Ende jeder Probe: „Ich freue mich schon auf den nächsten Dienstag!“