Oldenburg Ein „Zuviel“ kann es bei einem solchen Einsatz zwar nicht geben. Im Fall der bundesweiten Razzien in Bordellen entsprach aber mindestens das Oldenburger Ziel nicht den Erwartungen der Bundespolizei.
Mit großen Fahrzeugen waren bewaffnete Beamte am Mittwochmorgen um 6 Uhr ins Gewerbegebiet an der Holler Landstraße eingebogen. Ihr Ziel: ein unscheinbares, verschachteltes Gebäude, das als Bordell (auch) für exquisite Wünsche genutzt wurde. Bis in den Oldenburger Osten reichte das kriminelle Netzwerk eines inzwischen verhafteten Paares aus Siegen in NRW, das Frauen und Transsexuelle aus Thailand einfliegen ließ, um sie unter anderem in Oldenburg unter teils menschenverachtenden Bedingungen anschaffen zu lassen und ihnen den Lohn vollumfänglich abzuknöpfen.
Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main hatte die Großrazzia zur Schleuserkriminalität und bandenmäßigen Zwangsprostitution initiiert. Als die Ermittler am Mittwoch schließlich zeitgleich in zwölf Bundesländern den Zugriff starteten, wähnte man deutlich mehr kriminelle Energie. Tatsächlich wurden in Oldenburg bloß eine transsexuelle Prostituierte und ein Objektverwalter angetroffen. Verhaftungen gab es folglich keine, auch Bargeld wurde nicht gefunden – dafür wurden aber etwaige Beweismittel gesichert. Von deren Bedeutung für das Gesamtverfahren wird die Öffentlichkeit frühestens in einigen Wochen nach der Sichtung erfahren, vielleicht auch nie – um weitere Ermittlungen nicht zu gefährden.
Die illegal eingeschleusten Thailänderinnen mussten „die angeblichen Kosten für ihre Schleusung zu 100 Prozent abarbeiten“, sagt Ralf Löning von der hiesigen Bundespolizei auf NWZ-Nachfrage. Die Frauen und Transsexuellen selbst seien nicht Hauptziel der Razzia gewesen, sehr wohl aber die Hintermänner.
Dass die Ermittlungs-Ausbeute am Mittwoch eher gering ausfiel, hing nach NWZ-Informationen mit dem internen Rotationsprinzip des Netzwerks zusammen. Offenbar stand gerade ein Wechsel des Personals an der Holler Landstraße an. Auf ähnliche Weise agierten auch andere gut vernetzte Bordellbetriebe, heißt es. Dass die Freier nichts von einer möglichen Zwangsprostitution gewusst haben, darf bezweifelt werden.