Wildeshausen Kisten schleppen, Tische aufstellen – und mittendrin vier Frauen, die alles im Blick haben. Frauen, die dafür sorgen, dass das Schaffermahl von Stadt und Wildeshauser Schützengilde glatt über die Bühne geht. Sie wissen, wo welches Blumengesteck hingehört und wie viel Liter Bier bei der traditionellen Veranstaltung fließt. Die NWZ hat den fleißigen Helferinnen im Hintergrund über die Schulter geschaut.
Entspannte Stimmung
Mittwoch, 13 Uhr, historischer Ratssaal: Ines Posenauer, Julia Müller, Anne Rüdebusch und Nina Harting deckten die langen Tische für 136 Gäste des Schaffermahls ein. Wie viele Männer hier zusätzlich halfen, war schwer zu zählen – von außen wirkte es hektisch. „Vorsicht“, „Dürfte ich da mal lang?“, „Diese Tische kommen nach unten“. Die Frauen der Fähnriche und die Frau des Schaffers aber waren entspannt. Auch, wenn sie auf zwei Frauen verzichten mussten: Anja Kreienborg und Regina Röhr fielen krankheitsbedingt aus. Sie wurden von Melanie Tschöpe und Sandra Kramer später während des Schaffermahls vertreten. „Das Eindecken dauert in der Regel so eineinhalb Stunden“, sagte Posenauer und strich über die weiße Tischdecke. Sie war zum dritten Mal dabei. „Es macht total viel Spaß.“ Zum ersten Mal packte Schafferin Julia Müller mit an. „Aufregend, alles ist noch so neu“, sagte sie. Ihre Töchter Klara (acht Monate) und Hannah (3) waren bei den Vorbereitungen dabei. Für Mama Julia kein Problem: Hannah saß auf einer Decke mit ihrem Spielzeug. Mit Klara auf dem Arm ging Müller von Tisch zu Tisch, um gefaltete Servietten zu verteilen.
„Die Aufgaben werden jedes Jahr verteilt“, erklärte Posenauer. Sie war dieses Mal für die Getränke zuständig. „150 Liter Bier“, sagte sie und tippt auf den Bestellschein. Harting war für Fisch und Bratkartoffeln zuständig. Sonderwünsche beim Schaffermahl? Bei der Frage mussten die Frauen schmunzeln. Gebe es nicht, sagt Posenauer. „Es ist ziemlich klar, dass es hier Bier gibt. Zu 90 Prozent gibt es Bier. Natürlich auch alkoholfreies.“ Und Angst, dass etwas schiefgehen könnte? Da schüttelten die Frauen auch entschieden den Kopf. Zuvor werde sowieso besprochen, was genau zu tun ist. Rüdebusch: „Beim ersten Mal war ich nicht aufgeregt – das entspricht gar nicht meinem Naturell! Aber die Mädels haben mich beruhigt.“
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Vier Stunden später war es erneut ein Schaffermahl ganz nach dem Geschmack der Wildeshauser: Launige Reden, Heringsvarianten mit herzhaften Bratkartoffeln, Schaffer-Bier sowie das Tabakskollegium vor der Tür. Rund 140 Gäste waren in den blau-rot dekorierten Ratssaal gekommen. Festredner war diesmal Cloppenburgs Landrat Johann Wimberg (48). Er wurde von Bürgermeister Jens Kuraschinski ebenso herzlich begrüßt wie zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, darunter der Landtagsabgeordnete Karl-Heinz Bley (CDU). Ein besonderer Gruß galt König Andreas Tonn sowie dem Schafferpaar Julia und Andreas Müller. Oberst Willi Meyer musste aus gesundheitlichen Gründen diesmal passen. Sein Adjutant Andreas Tangemann begrüßte für ihn die Gäste. Er ging gleich auf Parallelen zwischen Wildeshausen und Friesoythe, der Heimatstadt Wimbergs, ein. Beim dortigen Gildefest müssten General und Adjutant marschieren. Das könne man durchaus in Wildeshausen einführen: Dann würden zwei Plätze in der Kutsche frei.
Holzgewehre fehlen
Auch Bürgermeister Kuraschinski schlug in seiner Rede einen Bogen von der Wildeshauser Schützengilde zur Schützengilde Friesoythe, deren Tradition bis ins Jahr 1337 zurückgeht. Als es einen Engpass in Friesoythe an Holzgewehren gab, halfen die Wildeshauser aus. Der Spielmannszug beteiligt sich regelmäßig am Großen Zapfenstreich in Friesoythe. Und sogar Ehen wurden geschlossen.
Für die Macherinnen im Hintergrund wurde es ein langer Tag. Insgesamt 13 Frauen waren im Ratssaal anwesend, sieben an den Tafeln. Wie wichtig Frauen sind, wurde nicht nur beim Schaffermahl deutlich, sondern auch in Berlin: Am Mittwoch wählte der Bundestag Angela Merkel erneut zur Kanzlerin.
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