Hundsmühlen „Hören Sie das?“, fragt Eckhardt Reinert. Und tatsächlich: Trotz geschlossener Fenster ist das Scheppern der leeren Lkw-Anhänger zu hören, die über die abgesenkten Gullideckel fahren. „Manchmal ist es lange ruhig, dann wieder fahren die Laster im Minutentakt“, erklärt Reinert. Er ist Anwohner am Wolfsweg in Hundsmühlen. Sein Grundstück grenzt direkt an die Diedrich-Dannemann-Straße, ebenso wie das von Klaus Buntzel, Sprecher der Bürgerinitiative, die sich zum Thema Lärmschutz gebildet hat.
Gullideckel abgesackt
Ende der 70er Jahre sind die Grundstücke hier bebaut worden. Die Siedlung am Anfang der Straße ist die älteste in der Diedrich-Dannemann-Straße, über Lärmschutz hat damals noch niemand nachgedacht. Die Häuser, die in den vergangenen Jahren hinzugekommen sind, verfügen über einen Lärmschutzwall.
Selbst wenn ein solcher Wall in dem älteren Baugebiet möglich wäre, würde er wenig bringen, erklärt Bürgermeisterin Martina Noske: Der Lärmschutz könnte nicht auf breiter Front gebaut werden, weil Durchlässe zu den Seitenstraße bleiben müssten. Die wiederum würden wie ein Schalltrichter wirken.
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Das ist auch Eckhardt Reinert und Klaus Buntzel klar. Sie sind Fachleute: Reinert war bis zu seinem Ruhestand Architekt, Buntzel Bauingenieur. „Wir wollen keinen Lärmschutzwall“, machen sie deutlich, „sondern fordern ganz konkret zwei Dinge: eine Sanierung der Straße und – als kurzfristig mögliche Maßnahme – Tempo 30.“
„Die Gullideckel sind bis zu fünf Zentimeter abgesackt“, erklärt Klaus Buntzel. „Natürlich knallt das, wenn da ein Laster mit leerem Anhänger drüberfährt.“ – „Wenn wir im Sommer auf der Terrasse sitzen, ist es unerträglich“, fügt Reinert hinzu und betont gleichzeitig: „Wir sind nicht gegen das Industriegebiet am Ende der Diedrich-Dannemann-Straße – darum geht es überhaupt nicht. Sondern nur darum, wie der Lärm für uns erträglich gemacht werden kann.“
Seit Oktober sind die Anwohner im regen Briefwechsel mit der Bürgermeisterin. 33 Anlieger haben das erste Schreiben unterzeichnet, in dem die Gemeinde aufgefordert wird, als eine Sofortmaßnahme unter anderen Tempo 30 für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zwischen Hunoldstraße und Am Querkanal einzurichten. Längerfristig soll dann die Sanierung der Straße in Angriff genommen werden.
Tatsächlich steht die mögliche Erneuerung der Deckschicht auf der Tagesordnung im nächsten Bauausschuss am 22. Februar. 2018 allerdings werde diese Maßnahme nicht mehr umgesetzt, heißt es in einer Stellungnahme der Gemeinde: Die Sanierung „konnte nicht in den Haushalt 2018 aufgenommen werden, da die Anmeldungen zum Haushalt 2018 zum Antragseingang bereits vorgenommen waren.“
Keine Gefahrenlage?
„Das bedeutet, dass wir mindestens bis Mitte 2019 mit diesem Lärm leben müssten“, so Reinert und Buntzel. Deshalb bestehen die Anlieger weiterhin auf einem Tempolimit für den Schwerlastverkehr, um den Geräuschpegel zu minimieren. „Es ist ein Unterschied, ob ein leerer Anhänger mit 50 oder mit 30 km/h über ein Schlagloch fährt“, sind sie sicher. Die Gemeinde allerdings bezweifelt, dass die Lautstärke durch die Temporeduzierung spürbar zurückginge. Sie lehnt das Tempolimit ab: Beschränkungen des fließenden Verkehrs dürften nur angeordnet werden, „wenn (...) eine Gefahrenlage besteht, welche das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung insbesondere von Leben und Gesundheit erheblich übersteigt“, heißt es im Antwortbrief der Verwaltung. Diese Gefahrenlage sehen die Anwohner gegeben: „Ein solcher Lärmpegel – auch wenn er nur phasenweise auftritt – ist gesundheitsschädlich“, sind sich Buntzel und Reinert einig. „Wenn 33 Anwohner diese Lärmbelästigung beklagen, kann die Verwaltung das nicht einfach bestreiten.“