Ganderkesee „Wenn wir unser Land ernsthaft entwickeln wollen, müssen wir hart arbeiten“, sagt Homba-Nimana Bitoka und schaut dabei einen Moment lang ernster als sonst. Sonst lächelt der 62-Jährige, wenn er von seinem 3000-Seelen-Dorf Bitoka-Copé im westafrikanischen Togo erzählt. Was dort in den vergangenen zehn Jahren passiert ist, macht den Dorfchef sichtlich zufrieden.
Und nicht nur ihn: Auch die Mitglieder der Togo-Arbeitsgruppe des Rotary-Clubs Ganderkesee hängen an Bitokas Lippen, als der am Freitagabend im Gasthof Stolle abwechselnd auf Englisch und Französisch berichtet, wo das Hilfsprojekt der Rotarier aktuell steht. Zum ersten Mal treffen sich die Männer nicht in Togo, sondern in Ganderkesee. Gerade ist Bitoka, der im Dorf etwa die Funktion eines Bürgermeisters inne hat, zum ersten Mal in Europa unterwegs, um geschäftliche Kontakte zu knüpfen und natürlich, um seine „Cousins“ zu treffen – so nennt er die Rotarier, die in seinem Dorf so viel bewegt haben.
In Europa sei „alles anders“ als zu Hause, sagt Bitoka. Alles sei so organisiert. Niemand vergeude Zeit, jeder arbeite hart. Bei der Autofahrt durch Bremen sei Bitoka völlig verwundert gewesen, dass dort Züge auf der Straße fahren, erzählt Dr. Christian König, der seit einer Woche mit dem Projektpartner unterwegs ist und mit ihm unter anderem landwirtschaftliche Betriebe besichtigt.
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Kaum fassbar sind für Bitoka auch die Maschinen, mit denen hierzulande eine Person binnen einer Stunde die Aussaat auf einem kompletten Acker ausbringt. So etwas beschäftige in Afrika mehrere Menschen über Wochen hinweg, sagt Bitoka und schüttelt ungläubig den Kopf.
Doch das Dorf scheint auf einem guten Weg zu sein. So habe es der deutsche Botschafter in Togo mehrfach besucht, berichtet König, um zu prüfen, ob die investierten Bundesmittel (rund 150 000 Euro) sinnvoll verwendet wurden. Die Prüfung sei positiv verlaufen – die neu gegründeten landwirtschaftlichen Kooperativen hätten mehrere Ernten eingefahren und sogar noch Überschüsse verkaufen können.
In Bitoka-Copé läuft es so gut, dass inzwischen die Bewohner der Nachbardörfer auf den Dorfchef zukommen, und das Modell übernehmen möchten. Das Projekt habe auch für Zuzug gesorgt, weil die Leute bemerkt hätten, dass sich in Bitoka mit Arbeit Geld verdienen lässt, berichtet König, der im Frühjahr 2018 das nächste Mal nach Togo fliegen möchte. Möglicherweise könnten auf diese Weise sogar Menschen an der Flucht gehindert werden.
Ende dieses Jahres läuft das Landwirtschaftsprojekt aus. Die Rotarier und auch Dorfchef Bitoka hoffen, dass die Hilfe zur Selbsthilfe gegriffen hat und es nun auf eigenen Füßen stehen kann. „Wir sind glücklich, dass wir nicht nur Geld irgendwo hin schicken, sondern die Projektarbeit begleiten dürfen“, sagt Club-Präsident Rolf Schütze.
Die Ganderkeseer Rotarier würden in Bitoka gerne noch eine Manufaktur zur Weiterverarbeitung der Felderträge installieren und eine Art Lohnunternehmen aufbauen, da der angeschaffte Traktor nicht ausgelastet sei. Und es gibt bereits die Überlegung, ein weiteres Dorf in der Nähe von Bitoka zu unterstützen.