Wildeshausen Ein letztes Mal schrauben die Mitglieder des Rotary Clubs Wildeshausen für den guten Zweck. Am Samstag, 8. Juni, endet die Sammelaktion „Deckel gegen Polio“, durch die in drei Jahren 36 000 Impfungen gegen die gefährliche Viruserkrankung Poliomyelitis finanziert wurden. „Die Akzeptanz der Bevölkerung ist gigantisch gewesen. Wir haben in Wildeshausen und umzu insgesamt zwölf Tonnen gesammelt“, sagt Dr. Volker Kuhlmann, der die Aktion geleitet hatte. Auch Dr. Martin Vogelsang, Präsident der Wildeshauser Rotarier, dankte den Menschen sowie dem Deutschen Roten Kreuz für die Unterstützung.
Das Finale hatten die Rotarier bei Edeka und Famila eingeläutet. Dort drehten sie noch ein letzten Mal die Deckel von Tausenden Pfandflaschen ab. Durch die Verwertung des Kunststoffes werden die Polio-Impfungen bezahlt. Dennoch muss die Aktion nun enden. „Der Markt wurde überflutet, seitdem es in China ein Importverbot für Kunststoffabfälle gibt. Außerdem hat die Europäische Union beschlossen, Gebinde und Deckel zukünftig miteinander zu verbinden. Dadurch ist es nicht mehr möglich weiterzusammeln “, erklärt Kuhlmann.
Poliovirus soll besiegt werden
Seit rund 30 Jahren kämpfen die Rotarier gegen die sogenannte „Kinderlähmung“. Im Jahr 1988 habe es in 125 Ländern noch 350 Krankheitsfälle gegeben. Diese Zahl sei um 99,9 Prozent reduziert worden. „Polio kommt nur noch in Schwellenländern wie Afghanistan oder einigen Krisenregionen vor, in denen nicht geimpft wird“, sagt der 75-jährige Arzt für Allgemeinmedizin. Ziel der weltweiten Aktion unter dem Motto „End Polio Now“ ist es, den Poliovirus in allen Ländern der Welt zu besiegen. Die größte Impfaktion der Menschheitsgeschichte wird durch die Stiftung von Melinda und Bill Gates mit bis zu 500 Millionen US-Dollar unterstützt.
Mit dem Einsammeln ist die Arbeit nicht getan. In den Behältern finden sich immer wieder falsche Deckel oder anderer Müll, der aussortiert werden muss. Kuhlmann bringt die gesammelten Deckel nach Bassum, wo diese vorbereitet und verpackt werden. In Lüneburg erfolgt dann die Endverarbeitung. Die Firma IDS Systemlogistik transportiert die Deckel kostenfrei zu den Verarbeitungsstellen in ganz Deutschland. „Eine Tonne hat einen Marktwert von etwa 600 Euro, dazu kommen 1200 Euro, die von der Stiftung dazugegeben werden“, erklärt Kuhlmann. Mit einer Tonne könne man rund 3000 Impfungen finanzieren.
Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen
Vor allem in Kindergärten sind Sammelkästen zum Einsatz gekommen. Anderswo waren es Container. „Diese werden nun entweder weiterverwendet oder recycelt. Wir müssen begreifen, dass Plastik ein wertvoller Stoff ist, der nicht in den Boden oder ins Meer gehört“, sagt Kuhlmann. Der Naturfreund, der das Arboretum Wildeshausen betreut, wünscht sich einen nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen dieser Erde. Dazu bot die Sammelaktion eine ideale Gelegenheit.