Wildeshausen „Kein Strom, kein Gas, kein Wasser. Keine Sprechverbindung möglich. Wieder Beben im Osten. Om ist am Ende.“ Der Wildeshauser Berufsschullehrer Uwe Winkler liest die aktuellste SMS seiner Bekannten Katrin Oberstedt mit besorgter Stimme vor. Kollegin Oberstedt hat in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu vor zehn Jahren mit dem einheimischen Sozialarbeiter Om Shankar Shrestha und weiteren Helfern die Shiva-Baba-Schule für arme Kinder aufgebaut.
„Katrin fährt jedes Jahr zwei- bis dreimal für mehrere Wochen nach Nepal, um das Projekt zu unterstützen. Vor zwei Wochen ist sie wieder dorthin gereist. Dann begann die Erde zu beben. Nun versucht sie, irgendwie zur Schule durchzukommen und herauszufinden, wie schlimm die Schäden sind“, erklärt Winkler.
Ihre langjährige Freundschaft entstand durch den Lehrerberuf und wurde durch das Engagement in Nepal gestärkt. Winkler ist nicht nur in Sorge um seine Bekannte, sondern auch um sein eigenes Patenkind: „Seit etwa sechs Jahren unterstützt meine Familie Niruta, ein zehnjähriges Mädchen, das ebenfalls zur Shiva-Baba-Schule geht. Wir haben seit dem Erdbeben noch nichts von ihr gehört.“
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Die Kontaktaufnahme mit Katrin Oberstedt sei momentan sehr schwer: „Die SMS hat sie mir vom Flughafen aus geschrieben. Dies ist der einzige Ort, wo man ein bisschen Telefonnetz hat.“
Die Nachrichten sind schlecht. „Menschen schlafen während der Monsunzeit auf der Straße, weil die Häuser nicht bewohnbar und einsturzgefährdet sind. Die Infrastruktur, die sowieso schlecht ist, ist vollkommen zusammengebrochen. Für eine 100 Kilometer lange Reise brauchte Katrin 14 Stunden. Außerdem ist das einzige Stromkraftwerk der Stadt durch das Beben zerstört worden“, berichtet Winkler.
Am schlimmsten ist für ihn die Ungewissheit. Er wisse zwar, dass seine Bekannte die Erschütterungen ohne größere Verletzungen überstanden habe. Der ungeklärte Zustand des Gebäudes der Shiva-Baba-Schule und der Gesundheitszustand der darin unterrichteten Kinder lassen ihm aber keine Ruhe. Die Ärmsten sind betroffen: Kindern aus Familien in entlegenen Gebieten, Mädchen und Jungen in Tagelöhnerarbeit, oder Straßenkindern werden in der Einrichtung Bildungschancen geboten.
„Katrin und die anderen Helfer wissen noch nicht, wie schlimm es um die Kinder steht. Sie hoffen, einen Weg finden zu können, sich durch das Erdbebengebiet zu einigen von ihnen durchzukämpfen.“ Aufgrund der Nachbeben geraten sie dabei selbst immer wieder in Gefahr. Dazu kommt, dass „die Krankenhäuser in Kathmandu mit der Menge an Verletzten hoffnungslos überfordert sind“, so Winkler.