Hude 454 Kinder gehen in Hude zur Grundschule. Damit diese Jungen und Mädchen auch sicher dorthin und wieder nach Hause kommen, setzten sich Lehrer, Fördervereine, Eltern, der Allgemeine Deutsche Autoclub (ADAC) Weser-Ems, die Polizei Hude und die Kinder ein.
In der Grundschule Jägerstraße werden 208 Kinder unterrichtet. Schulleiterin Ilona Schütte hat einmal nachgesehen, wie diese Kinder zur Schule kommen: 164 Fahrradfahrer, 18 Buskinder und 26 Fußgänger gibt es hier. Der kürzeste Schulweg, den hier ein Kind zurücklegen muss, ist immerhin 140 Meter lang. Bis zur Straße Eulenring geht dieser, also zwei Straßen weiter. Am weitesten haben es Kinder aus Berne, das ist circa 5,6 Kilometer entfernt. Sie werden mit dem Bus gebracht.
Schütte erklärt, wie die Schule das Thema sicherer Schulweg angeht. Mit den Vorbereitungen geht es schon vor dem Schulanfang los: „Es gibt einen Elternabend, immer am Ende der Sommerferien. Da raten wir den Eltern, auch mit den Kindern vorher den Schulweg zu üben.“
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Viele Fahrradfahrer
Mehr als drei Viertel der Kinder an der Jägerstraße kommen mit dem Rad, auch Erstklässler sind dabei. Die sogenannten Fahrradturniere vom ADAC, bei denen die Kinder in Theorie die Verhaltensregeln lernen, ist erst für Drittklässler vorgesehen. „Es kommt drauf an, wie das Kind vorbereitet ist, ob es die Gefahren schon richtig absehen kann“, sagt Schütte. An „ihrer“ Schule habe sie mit den jungen Radfahrern nur positive Erfahrungen gemacht.
Zu Anfang eines Schuljahres sehe sie oft, dass sich Eltern von Nachbarschaftskindern organisieren. „Die Kinder gehen dann gemeinsam. Anstatt dass jede Mutter ihr Kind bringt, kommt dann meist nur eine Mutter mit.“ Bis zu den Herbstferien sei das meist so, dann würden die meisten der Fußgängerkinder den Weg alleine gehen.
Bei Regen Mama-Taxi
Bei den Buskindern sieht das ein bisschen anders aus. Häufiger als bei den Fußgängerkindern würden sich hier die sogenannten Mama-Taxis bilden, sprich Eltern, die ihr Kind (meist) bis vor die Tür der Grundschule fahren und sie auch später genau da wieder abholen. „Wenn es regnet, haben wir hier deutlich mehr Mama-Taxis stehen“, weiß Schütte. Im Winter gesellen sich zu den Buskindern, die dann auch oft das Mama-Taxi bevorzugen, auch die Fahrradkinder. Schnell staut sich dann der Verkehr auf der Straße vor der Grundschule.
Zwölf Buskinder, genauso viele Fahrradkinder und vier dauerhafte Mama-Taxi-Kinder hat die katholische Grundschule in Hude. Die elf neuen Erstklässler sind dabei noch nicht mit eingerechnet. Die katholische Grundschule stellt eine Ausnahme dar, da sie von Mädchen und Jungen aus der gesamten Gemeinde Hude besucht wird. Folglich gibt es auch keine Garantie auf einen Schulweg, wie es bei anderen Grundschulen der Fall ist. 39 Kinder gehen hier zur Schule. „Intern werden die Kinder geschult und lernen die Verkehrsschilder“, sagt die kommissarische Schulleiterin Sonja Grote. Das Kind, das hier am weitesten weg wohnt, kommt aus Schierbrook – es sind 4,8 Kilometer. Das nächste Kind wohnt nur eine Straße von den Unterrichtsräumen entfernt.
Auf über 90 Prozent an Kindern, die selbstständig zur Schule kommen, freut sich Birte Kempers, Schulleiterin der Grundschule Hude-Süd. Das liegt an den „autofreien Wochen“. Jeweils zweimal im Jahr finden diese für zwei Wochen statt. In dieser Zeit veranstaltet die ganze Schule einen Wettbewerb. Ziel ist es, dass so viele Kinder an so vielen Tagen wie möglich alleine zur Schule kommen, ohne Mama-Taxi.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Förderverein der Schule. Melanie Neumann, 2. Vorsitzende des Fördervereins, erklärt die Aktion: „An 14 Tagen führen alle Lehrer Buch, wie das Kind hin und zurück kommt. Für jedes Kind, das dies ohne Mama-Taxi schafft, gibt es einen Punkt.“ Wenn es unumgänglich ist, dass das Kind gefahren wird, muss es wenigstens zwei Straßen vorher aussteigen und die in der Regel letzten 300 bis 400 Meter zur Schule laufen, dann ist der Punkt noch gesichert. Die Klasse mit den meisten Zählern wird belohnt. „Zum Beispiel mit einer Woche ohne Hausaufgaben“, sagt Schulleiterin Kempers. Das motiviert die Schüler.
Hude-Süd hat circa 70 bis 80 Fußgänger-Schulkinder. Bei den Buskindern sind es hier 31. Kempers macht dabei auf die besondere Lage der Kinder vom Fuchsberg aufmerksam. Der Fuchsberg ist knapp 1,6 Kilometer von der Schule entfernt und daher zu nah, damit die Kinder eine Schulbuskarte bekämen. „Da ist es straßenbedingt einfach nicht möglich, dass die Kinder alleine zur Schule gehen“, sagt Kempers. Diese acht Kinder, die das betrifft, werden auch dauerhaft von den Eltern gebracht.
Am weitesten hätten es hier Schüler nach Kirchkimmen, rund acht Kilometer entfernt. Nur 20 Meter Schulweg hat hier ein Glückspilz, der direkt gegenüber vom Schulgebäude wohnt.
Polizei vor Ort
Wenn viele Eltern ihre Kinder abholen, wird die Verkehrslage unübersichtlicher und es passieren leichter Unfälle. Das weiß auch René Mahnke, Stationsleiter der Polizei Hude. „Wir sind in der Schulanfangszeit öfter an Schulen präsent.“ Ohne Vorankündigung stellen sich einige Beamten fast jeden Tag zu den Schulanfangs- und -endzeiten an einer Schule in Hude auf, das mehrere Wochen lang. „Wir beobachten den Verkehr, machen auf Fehler aufmerksam“, sagt Mahnke. „Klassisch sind die Falschparker“, weiß er, aber auch nicht angeschnallte Kinder sähe er zu häufig: „Gerade an der Grundschule Hude-Süd kommt hinzu, dass viele Eltern falsch wenden.“ Der Wendehammer vor Ort sei nur für den Schulbus gedacht, ein Einfahren mit dem Pkw sei eigentlich verboten.
Schließlich macht nur Übung den Meister: Jedes Kind ist anders, jeder Schulweg auch. Welche Art zur Schule zu kommen die beste ist, können Eltern, Kinder und Lehrer nur durch Ausprobieren herausfinden.