Rastede Am Ende stand eine Premiere. Erstmals sprach am Freitag auf einer Synode der evangelischen Kirche im Oldenburger Land ein katholischer Weihbischof ein Grußwort. Wilfried Theising nutzte die Gelegenheit nicht nur, um das vertrauensvolle ökumenische Verhältnis der beiden großen christlichen Kirchen im Oldenburger Land zu unterstreichen, sondern erläuterte auch, dass sich die katholische Kirche jetzt ebenfalls auf einen synodalen Weg mache, um wichtige Grundsatzfragen für die Zukunft zu klären.
Dabei gehe es um Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, um die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform und um Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche. Theising: „Wir werden bei unseren Beratungen auf Ihre Erfahrungen schauen und von Ihnen lernen.“
Ähnlich wie am Tag zuvor der evangelische Bischof Thomas Adomeit warnte Theising vor „verbalen Brandstiftern“, die „unser gesellschaftliches Klima vergiften“. Hier seien alle Christen gemeinsam verantwortlich, ihren Beitrag zum Frieden zu leisten.
Mit einem Appell zur Fortsetzung und Intensivierung kirchlicher Friedensarbeit hatte sich zuvor das 60-köpfige Kirchenparlament beschäftigt. Danach soll unter anderem ein besonderer Friedensort innerhalb des Oldenburger Landes gefunden werden, die Bildungseinrichtungen sollen verstärkt Menschen zum Frieden befähigen, regelmäßige Fortbildungen sollen die Konfliktfähigkeit kirchlicher Mitarbeiter fördern.
Bereits am Vortag hatte Bischof Adomeit mitgeteilt, dass sich die evangelische Kirche im Oldenburger Land an der Finanzierung eines Rettungsschiffs im Mittelmeer beteiligen werde.
Zum Ausklang der sechsjährigen Arbeit der 48. Synode gab es am Freitagabend einen geselligen Abend mit Essen und Erinnerungen an die vergangenen Jahre.
In der zurückliegenden Sitzungsperiode hatten sich die Synodalen des Oldenburger Landes mit wegweisenden Entscheidungen beschäftigt. So wurde nach dem Rücktritt des Bischofs Jan Janssen mit Thomas Adomeit ein neuer Bischof gewählt, der in der Folgezeit deutlich neue Akzente setzte und die Kirche stärker als früher in gesellschaftliche Diskussionen einbrachte.
Chaotische Zustände in der Finanzverwaltung der Kirche führten dann zum Rücktritt des für Recht, Finanzen und Verwaltung zuständigen Oberkirchenrats Wolfram Friedrichs, dessen Nachfolgerin Dr. Susanne Teichmanis wurde. Eine weitere Neubesetzung in der Führungsspitze des Oberkirchenrats gab es, nachdem die Synode beschlossen hatte, die Amtszeit der Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk nicht automatisch zu verlängern, sondern neu auszuschreiben. In der nachfolgenden Bewerbungsrunde setzte sich Gudrun Mawick gegen die Amtsinhaberin durch und ist jetzt Personalchefin aller Pastorinnen und Pastoren im Oldenburger Land.
Um sowohl wirtschaftlich als auch personell für die Zukunft gerüstet zu sein, leitete die Synode einen umfassenden Planungsprozess ein. Im Hinblick auf das Jahr 2030 wurde ein neuer Verteilungsplan für die dann stark reduzierten Pfarrstellen beschlossen. Gleichzeitig legte der Oberkirchenrat einen Maßnahmenkatalog zur Haushaltskonsolidierung vor.
Synodenpräsidentin Sabine Blütchen zog am Ende der Sitzungsarbeit eine positive Bilanz: „Die Synode hat nicht nur viele notwendige Sachentscheidungen getroffen, sondern sich auch immer wieder intensiv mit wichtigen theologischen Fragen beschäftigt.“