Schipper: Ein x-beliebiges Roadmovie hätte mich nicht gereizt. In dem Moment, in dem wir uns entschieden haben, dass einer der beiden 18-Jährigen aus London kommt und der andere aus dem Kongo, war uns klar, dass wir die Chance haben, etwas zu erzählen, was uns wirklich interessiert und herausfordert.
Schipper: Bewegung gehört zum Film. Manche beharren ja darauf, dass auch die englische Bezeichnung „Movie“ (Film) damit zu tun hat, dass sich etwas bewegt. Mich sprechen diese Zwischenorte an, die nur für den Transit gedacht sind. Das sind Orte, denen ich beim Filmen vertraue.
Schipper: Das war alles gestellt, ist aber trotzdem wahr. Die große Szene mit der Essensausgabe mussten wir in Dünkirchen nachstellen, weil uns in Calais keine Drehgenehmigung erteilt wurde. Das waren alles Komparsen, die wir absurderweise aus Paris geholt haben.
Schipper: Wir haben uns das alles sehr genau angeguckt. Einer der beiden einzigen originalen Drehorte war die große Werkshalle, in denen Freiwillige die Spenden für die Flüchtlinge sortieren. Und dann gab es noch einmal eine Einstellung, in der die beiden Hauptdarsteller mit dem Motorrad an dem Zaun entlangfahren, der den Hafen von Calais umgibt. Das haben wir ohne Genehmigung gedreht. Auch die Freiwilligen spielen sich selbst.
Schipper: Jeder Film ist anders, und das Drehen ist immer ein Wahnsinn. Aber es war ganz toll, mit einem hauptsächlich deutsch-französischen Team in Marokko, Spanien und Frankreich zu drehen. Fundamental anders war es jedoch nicht.
Schipper: Das Versprechen wird einfach zu halten sein! Ich bin mir nicht sicher, ob noch mal jemand – ich inklusive – so viel Glück und Fortune haben wird, dass das klappen kann.
Schipper: Stimmt, aber es war auch eine Schnapsidee, vom Überschuss an Lebensfreude zweier 18-Jähriger erzählen zu wollen, und das mitten in einer europäischen Lebenswirklichkeit, die stark von der Migrationskrise geprägt ist. Diese Herausforderung war mindestens ebenso groß. Wie sollte das gelingen? Wo es doch 95 Fettnäpfchen gibt, in die man treten kann – wenn man es zu leicht nimmt, zu hoffnungslos erzählt oder sonstwie der Sache nicht gerecht wird.
Schipper: Im Prinzip war es relativ einfach. Ich arbeite immer relativ klassisch mit Casting-Direktoren und hatte die Chance, mit Castern in London und Paris zusammenarbeiten zu können. Die schlagen einem Schauspieler vor, und ich treffe mich mit dem, der mich am meisten interessiert. In Paris war es zunächst Stéphane Bak und in London Fionn Whitehead. Als ich beide zusammenbrachte, war schnell klar, dass ich den Film mit den beiden drehen will und muss. Mittlerweile weiß man ja, dass Fionn auch die Hauptrolle in dem Film „Dunkirk“ von Christopher Nolan bekommen hat. Das wusste zu dem Zeitpunkt niemand, wohl auch nicht die britische Casterin und ich schon gar nicht. Aber dass ich die beiden überhaupt treffen konnte, hatte auf jeden Fall auch etwas mit dem Erfolg von „Victoria“ zu tun.
Schipper: Das kommt auf das Kino an. Ich hoffe nicht ausschließlich, denn ich finde ihn im Original – in Englisch und mit deutschen Untertiteln – sehr viel besser.