Oldenburg Emotion, Gefühl. Um nichts anderes geht es doch in der Musik, vor allem in der Popmusik. Die Töne, die das Herz erreichen, den Bauch oder die Tränendrüsen, machen ein Lied für die Zuhörer erst zum Erlebnis – egal welcher Generation sie angehören.
Die „Next Generation“, also quasi die musikliebenden Nachfolger ihrer Vorgänger, standen wohl auch darum am Wochenende zweimal im Zentrum von „Classic meets Pop“.
Mit Staatsorchester
Die elfte Ausgabe des Showspektakels in der großen Oldenburger EWE Arena setzte diesmal nicht auf sattsam Bekanntes, vermied zu viel lauten Rock, wagte den Schritt zu angesagten Tönen: Elektronik oder neue deutsche Popmusik von zum Teil ganz jungen Interpreten. Nur das Konzept der Veranstaltung – das Oldenburgische Staatsorchester trifft auf Popkünstler aus der Region – blieb unangetastet.
Die Chance, sich vor einer zweimal ausverkauften Halle (je 3300 Zuschauer) zu präsentieren, nutzten alle Künstler. Von denen naturgemäß die jüngsten den größten Beifall einheimsten: Man staunte über den achtjährigen Geigenvirtuosen Alex Blaga bei Montis „Csárdás“. Man begeisterte sich für den zwölfjährigen Rocker Klaas Müller und dessen metallischen „Enter Sandman“. Und man jubelte dem Jugendchor St. Ansgari zu, der vielstimmig im Pink-Floyd-Klassiker „The Wall“ versicherte, man sei ohne Lehrer besser dran (so der Songtext).
„Next Generation“ bedeutete in der Auslegung von Veranstalter Reinke Haar aber auch „neue Gesichter“. Und von denen gab es einige zu erleben: Da war der vierschrötige Muskelmann Aymen, der seinen Hit „Mein Stern“ mit gefühlvoller Wärme vortrug, da waren die Karatetänzer von „Blackbelt Artist“, da war das grandiose Ensemble Concenti (Leitung Birgit Wendt-Thorne) mit dem Allzeit-Klassiker „Singing in the rain“.
Und auch die Solosänger Elin Skrzipczyk (vor zehn Jahren erstmals dabei), Sabrina Vieweber, Hannah White, Erwin Holm und Gerrit Hoss bewiesen, wie qualitätsvoll die aktuelle „Next Generation“ der Region ist.
Elektronik als Merkmal der Moderne gab es dreimal: Zur Eröffnung verschmolz das wie stets vorzügliche Staatsorchester (Leitung Jason Weaver) den Techno-Kracher „Insomnia“ perfekt mit Streichern und Bläsern, dann zeigte Vault Kid Keno Rott, dass ein ausrangierter Gameboy sich gut als Musikinstrument nutzen lässt, und schließlich donnerte DJ Clemens Brock seine Electrobeats mallorcamäßig ins Publikum.
Bleiben die Altgedienten der Show: Esther Filly bewies mit „Valerie“ einmal mehr, dass das Erbe der verstorbenen Amy Whinehouse bei der Neu-Delmenhorsterin bestens aufgehoben ist. Grandios auch die Solisten des Staatstheaters: Sooyeon Lee (So-pran) und Jason (Tenor) bestritten einen Großteil des Programms und sorgten mit Freddie Mercurys Schwanengesang „Who wants to live forever“ für den emotional größten Moment der Show.
Heißes Discofieber
Oder gebührte dieser Moment eher Manfred Scholz?
Der ideale Nebenmann der charmant-intelligenten Chefmoderatorin Annie Heger wagte sich ans Gesangmikrofon – und entfachte bei DJ Bobos „Freedom“ heißes Discofieber. Da staunte selbst die nächste Generation!