Oldenburg „Allein daran ist kein wahres Wort!“ habe Johann Peter Eckermann entrüstet ausgestoßen, wenn man ihn zum wievielten Male „Goethes Sekretär“ nannte. Sah er sich doch als Inspirationsquelle, als männliche Muse, und, wie der Meister selbst befand, als „geprüften Haus- und Seelenfreund“, schlicht „mein getreuer Eckart“.
Die erstmals 1836 vom Brockhaus Verlag in Leipzig verlegten „Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens“ haben Eckermann berühmter gemacht als alle seine Gedichte. Auch deshalb ist der in Winsen an der Luhe geborene Chronist von unschätzbarem Wert, um sich Goethe zu nähern.
„Eckermann und sein Goethe“ war die Lesung überschrieben, die Klaus Modick und Bernd Eilert an zwei Abenden auf Initiative der Goethe-Gesellschaft Oldenburg im Theater Laboratorium auf und über die Bühne brachten. Des Sprech- und Hörvergnügens konnte man bei diesen beiden literarischen Haudegen gewiss sein, wovon das Publikum mit seinem Erscheinen rege Gebrauch machte. Zwischenspiele am Klavier kamen von Karl-Ernst Went. Wie nicht anders zu erwarten, wurde zwei Stunden lang niveauvolle Unterhaltung geboten.
Am 10. Juni 1823 kam es in Weimar zur gleichermaßen merkwürdigsten wie spannendsten Begegnung der deutschen Literaturgeschichte: Bei Johann Wolfgang von Goethe wurde ein Bewunderer namens Johann Peter Eckermann vorstellig. Ein Superstar der Klassik wurde von einem Fan besucht, würde man wohl heute sagen – und möge sich dies für die Gegenwart vorstellen.
Aus dem Erstkontakt entwickelte sich eine Freundschaft bis zum Tod des Geheimrates im Jahr 1832. Auch der große Altersunterschied war kein Hindernis, aus den Gesprächen erwuchsen drei Bände. Sie gelten bis heute als zuverlässige Quelle der Literaturwissenschaft.
Modick als Goethe und Eilert als Eckermann lassen glauben, dass Dialoge so oder so ähnlich stattgefunden haben. Das „Literarische Duett“ von Weimar wirkte als Magisterprüfung der Philologie, in der der knapp 75-jährige Lehrmeister Goethe seinem 45 Jahre jüngeren Studenten Eckermann die Namen der damals neuen, jungen Romantiker aus deutschen Landen, wie auch die der französischen Philosophen oder alten Griechen wie Jonglierbälle zuwarf: Uhland, Lavater, Schelling, Immermann, Kotzebue, Tieck, auch Menander, Diderot, Moliére oder Hugo. Des Meisters Urteil war ebenso scharf wie vernichtend und sprach sich herum – auch ohne Soziale Medien.