Hamburg Mit Udo Lindenberg mal ganz geschmeidig über die „geile Meile“, die Reeperbahn in Hamburg. Dazu gute Musik und eine geschichtsträchtige Ost-West-Liebesgeschichte mit Happy End – was will man mehr? Dass das Konzept bei den Fans des legendären Panikrockers ankommt, steht außer Frage. Doch wie sieht’s mit denjenigen aus, die nicht jede Lindenberg-Scheibe im Regal haben und jeden Titel auswendig mitsingen können?
Mitreißend
Bei denen funktioniert das Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“, das noch bis Ende Oktober in Hamburg zu sehen ist, ebenso. Wer das Musical gesehen hat, geht gut gelaunt und Lindenberg-Lieder pfeifend aus dem Stage Operettenhaus, steht mitten auf dem Kiez und weiß plötzlich wieder, dass das Leben noch viel mehr zu bieten hat. Also, den Alltag hinter sich lassen und nichts wie rein in die Welt des politischen Kultmusikers, der für Courage steht und gegen die Mauern in unseren Köpfen ansingt.
Das Stück erzählt mit den großen Lindenberg-Songs eine „East-West-Lovestory“ voller Überraschungen und hat seit seiner Hamburg-Premiere im Herbst 2016 schon mehr als 200 000 Besucher von den Sitzen gerissen.
Das Jahr 2010 im Osten von Berlin. Eine Frau führt ein unauffälliges Leben mit Sohn und Ehemann. Bis zu jenem Tag, an dem sie von einer Journalistin mit der Frage konfrontiert wird, ob sie der Grund für das geheimnisvolle Liebeslied „Das Mädchen aus Ost-Berlin“ von Udo Lindenberg ist? Es beginnt eine Reise zurück in die Zeit des Eisernen Vorhangs, voller schicksalhafter Begegnungen und grenzenloser Gefühle und furiosem Finale. Wo? Natürlich im Hamburger Atlantic Hotel, Lindenbergs Heimatadresse.
Udo Lindenberg selbst fehlt in dem Stück. Das macht aber nix. Denn der Hauptdarsteller Alex Melcher beweist, dass er das Zeug zum Udo-Double hat. Nach seiner Schauspiel- und Gesangsausbildung in Hamburg war Alex Melcher zu Gast auf zahlreichen deutschen und internationalen Bühnen. So spielte er unter der Regie von Roman Polanski am Raimund Theater in Wien unter anderem den Alfred in „Tanz der Vampire“. In Deutschland verkörperte er die Erstbesetzung des Mark in der Original-Produktion von „Rent“. 2004 folgte er dem Ruf von Brian May und Roger Taylor und stand bis 2011 als Galileo im Queen-Musical „We Will Rock You“ auf der Bühne. Darüber hinaus spielte er den Magier in Peter Maffay’s „Tabaluga und Lilli“, verkörperte weitere Rollen in bekannten Musicals und gab während der Berliner Spielzeit von „Hinterm Horizont“ bereits den Udo Lindenberg.
Ensemble überzeugt
Und auch in Hamburg macht er seine Sache richtig gut – ebenso wie Josephin Busch als „Jessy“ und das gesamte Ensemble, das die Zuschauer packt und mitnimmt auf eine Reise in die Zeit, als Deutschland noch geteilt war.
Auch die Wiedervereinigung wird während der dreistündigen Aufführung gefeiert, und am Ende wird im Saal getanzt und geklatscht, bis es beschwingt hinausgeht in das pralle Nachtleben von Udo Lindenbergs Wahlheimat Hamburg – hier kann die Party dann gleich weitergehen.
www.stage-entertainment.de