Hamburg Mit Fug und Recht darf man Hark Bohm als einen der etabliertesten und bis heute einflussreichsten Filmemacher Deutschlands bezeichnen. Als Autor und Regisseur schuf er 1976 das Jugendabenteuer „Nordsee ist Mordsee“, das zum Kult-Erlebnis einer ganzen Generation von Schülern geriet. Bohm war zudem Mitbegründer des Filmverlags der Autoren in München (1971), des Hamburger Filmbüros und des Filmfests Hamburg (beide 1979) sowie des Studiengangs Film an der Universität der Hansestadt. Nicht zuletzt wurde er als Hochschullehrer zum Mentor von Regisseur Fatih Akin (45), mit dem er immer wieder zusammenarbeitet. Am Samstag, 18. Mai, wird der dreifach mit dem Deutschen Filmpreis Ausgezeichnete 80 Jahre alt.
Dass Bohm, studierter Jurist, erklärter linksliberaler Bürger und als Künstler ein Autodidakt, sich nicht gern zu seinen Schaffen äußert, ist bekannt. „Ich glaube, ich bin nicht besonders öffentlichkeitsgeil.“
Dabei erzählt er gern. Nicht nur in seinen Drehbüchern und Filmen pocht Bohm allen Zeitgeist-Tendenzen zum Trotz auf richtige Geschichten mit richtigen Charakteren. „Schon auf Amrum nannte man mich ,de Snacker’“, erinnert sich der Regisseur. Um im Krieg Schutz vor den Bomben zu suchen, war die Mutter mit Hark zurück auf ihre Heimatinsel gezogen und gebar dort auch seine drei Geschwister.
Das einfache Dasein auf der Insel habe ihn grundlegend geprägt, meint Bohm. Als es in den 50er Jahren zurück nach Hamburg ging. habe ihm seine Schule, das renommierte Christianeum, Bildung und humanistisches Denken als etwas Selbstverständliches nahegebracht. Dritter Schritt der Bohm’schen Entwicklung war in München das Jurastudium. Doch bevor er endgültig Strafverteidiger werden konnte, ließ sich der junge Mann von Künstlern „ganz intuitiv“ in ihre Welt ziehen.
„Ich weiß nicht, warum ich Filmemacher geworden bin“, formuliert Bohm schließlich, „ich frage mich aber, ob ein „Sich-immer-fremd-fühlen“ ein Motiv ist, Romane zu schreiben, Bilder zu malen oder Filme zu drehen. Weil man sich so die Welt immer neu aneignen muss.“ Er fügt hinzu: „Ich glaube, man kann mit keinem anderen Medium so intensiv erzählen wie mit dem Film. Er ergreift die ganze Person.“