Groningen Werden die Ausstellungspläne des Groninger Museums bekannt, ist das immer einen Tusch wert. 2016 machte eine Schau zum Lebenswerk von David Bowie Station in dem spektakulären Bau von Mendini und lockte in 17 Wochen 200 000 Besucher in die niederländische Stadt. Aktuell kündigt Museumsdirektor Andreas Blühm eine weitere Ikone der Musik an: die Rolling Stones. Ihre erste internationale Ausstellung war bereits in London, Asien und den USA zu sehen. In neuer Form geht sie auf Europatournee. Tusch: Premiere ist im Oktober 2020 in Groningen.
Nach der Bowie-Schau müsse sich das Museum gar nicht mehr selbst bemühen, sagt der deutsche Kunsthistoriker, der das Museum seit 2012 leitet, mit einigem Stolz in der Stimme. „Die kommen von ganz allein.“ In diesem Fall auf Empfehlung des Victoria und Albert Museums in London – das Groninger Museum hat sich offenbar einen Ruf erworben. „Größer geht es nicht“, sagt Blühm.
3D-Erfahrung
Groningen dürfte den britischen Musikern vielleicht noch vage in Erinnerung sein: 1999 gaben sie ein Konzert in der Stadt. Nun kommen sie zwar nicht live, aber mit einer Zusammenstellung von mehr als 400 originalen Objekten aus ihrer Sammlung. Neben Instrumenten und Bühnenentwürfen werden seltene Audio- und Videofragmente zu hören und zu sehen sein. Hinzu kommen persönliche Aufzeichnungen der Bandmitglieder, Kostüme, Plakate, Plattencover und sogar ihr Studio sowie die Rekonstruktion einer einst bescheidenen (Blühm: „etwas schlampigen“) Wohnung in der Londoner Edith Grove. Ein Groninger Architektenbüro wird bei der Realisierung helfen. Höhepunkt des Ausstellungsbesuches aber soll die 3D-Erfahrung eines Konzertes sein.
Auch den kulturhistorischen Kontext hat die Kuratorin Ileen Gallagher nicht ausgespart und Werke eingebaut, die unter dem Einfluss der Stones entstanden. Es sind Werke von Designern, Performern, Autoren und Filmemachern mit Namen wie Andy Warhol, Jeff Koons oder Martin Scorsese.
Die Ausstellung soll die Besucher mit auf eine Reise durch mehr als 50 Jahre Band-Geschichte nehmen, im Blick die Karrieren von Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ronnie Wood. Besucher werden quasi Zeugen ihrer Entwicklung – von ihren Anfängen als Bluesmusiker im London der 1960er Jahre bis zu den weltweit bewunderten und inzwischen ergrauten Rockstars von heute.
Ein Phänomen
Der Museumsdirektor selbst ist „eigentlich kein Stones-Fan“, er habe eher Musik von Pink Floyd oder Roxy Music gehört, erzählt er. Gleichwohl findet er die Ausnahme-Band faszinierend – „als kulturhistorisches Phänomen, das über 50 Jahre das Bild unserer Epoche entscheidend geprägt hat“.
Ob er auch diesmal die 200 000-Besucher-Marke knacken wird, bleibt abzuwarten. Mit „möglicherweise 150 000“ rechnet Blühm aber. Und hat daher Vorkehrungen im Blick, die sich schon 2016 bei der Bowie-Schau bewährt haben. Um den Andrang zu kanalisieren, werden Besucher jeweils nur im Stunden-Takt ins Museum gelassen.