Frankfurt /Main Mit poetischen Streifen und einprägsamen Bildern hat er Filmgeschichte geschrieben: Wim Wenders, der große Regisseur, der an diesem Freitag 75 Jahre alt wird, war schon in seiner Jugend ein leidenschaftlicher Kinogänger. Er liebt die Ruhe und Gelassenheit in amerikanischen Western, getragen von der Musik. Er liebt auch Vorbilder aus anderen Kulturen, den Japaner Yasujiro Ozu, einer seiner besonderen Favoriten, den Schweden Ingmar Bergman, den Italiener Michelangelo Antonioni.
Und er denkt in Bildern, wollte ursprünglich Maler werden. Frühzeitig begann er auch zu fotografieren, viele seiner Aufnahmen sind in Kunstbänden gesammelt.
Doku über den Papst
Zwei Filme hat der gebürtige Düsseldorfer Wenders über große Künstlerkollegen gedreht: „Pina“, seine Hommage an die Choreographin Pina Bausch. Und „Das Salz der Erde“ über Sebastião Salgado, den berühmten Fotografen, der in vielen Ländern Arbeiter beobachtet hat, die unter oft unmenschlichen Bedingungen schuften müssen.
Als Salgado 2019 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, war es eine Selbstverständlichkeit, dass Wenders die Laudatio hielt. 2018 widmete er einen weiteren Dokumentarfilm Papst Franziskus („Ein Mann seines Wortes“). Darin teilt der Papst die Vision einer Kirche, die von tiefer Sorge um die Armen geprägt ist.
Nach dem Abitur begann Wim Wenders zunächst, Medizin und Philosophie zu studieren, ging 1966 nach Paris, wo er viel Zeit in der Cinémathèque française verbrachte. Er hat dann sehr früh angefangen, selbst Filme zu drehen. Gemeinsam mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren.
Eigene Filmsprache
Seine ersten großen Spielfilme, 1974 „Alice in den Städten“ und 1976 „Im Lauf der Zeit“, zeigten schon die Eigenständigkeit seines Talents: Beide Filme waren Road Movies, ein amerikanisches Genre. Er hat die Vorbilder nicht nachgeahmt, sondern in seine eigene Filmsprache übersetzt. Zum Schlüsselerlebnis wurde für ihn 1969 der Motorradfilm „Easy Rider“. Ende der 70er ging Wenders für sechs Jahre in die USA.
Immer mehr wurde Wenders vom Bildermacher zum Erzähler. „Paris Texas“ (1984), die Geschichte einer schwierigen Liebe nach einer Vorlage von Sam Shepard, zeigt die Verbindung zwischen US-Erzählkino und deutschem Autorenfilm. Der Film wurde mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet.
In Amerika erwachte auch, wie er später erzählte, sein Interesse am deutschen und europäischen Film neu. Seine symbolisch aufgeladenen Berlin-Filme „Der Himmel über Berlin“ (1987) und die schwächere Fortsetzung „In weiter Ferne so nah“ zeugen davon. Hauptgestalten sind die Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander).
Gespür für Musik
Die emotionale Qualität der Wenders-Filme resultiert auch aus seinem sicheren Gespür für Musik. Ry Cooder schrieb den Soundtrack für „Paris, Texas“ und war auch der Initiator von „Buena Vista Social Club“ (1999), dem Dokumentarfilm, der die Wiederentdeckung der populären kubanischen Musik einleitete. Es ist einer von Wenders’ erfolgreichsten Filmen und bescherte den Musikern Welterfolg.