Berlin 107 Milliarden Audiostreams wurden 2019 auf dem weltweit viertgrößten Musikmarkt Deutschland aus dem Internet abgerufen – doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor. Das Wachstum im noch jungen Digitalsektor ist also enorm, die Branche jubiliert: Nach negativen Jahresbilanzen verzeichnet der Bundesverband Musikindustrie fürs Vorjahr wegen der hohen Streaming-Erlöse wieder 8,2 Prozent Gesamtumsatz-Plus auf gut 1,6 Milliarden Euro.
Während die Industrie „stimmungsmäßig zwischen digitaler Euphorie und digitaler Demut“ (Verbandschef Florian Drücke) Überleben und Aufschwung feiert, wird im Hintergrund ein Verteilungskampf ausgefochten. An der Spitze der Bewegung stehen Stars wie Sarah Connor, Herbert Grönemeyer, Helene Fischer oder Peter Maffay.
Ihr Ziel ist ein transparenteres, am Ende gerechteres Verteilungsmodell für die Streaming-Erlöse. Das kürzlich als „Brandbrief der Stars“ lancierte Schreiben von Künstlermanagern an die Weltunternehmen Universal, Sony, Warner und BMG soll der Anfang sein.
Derzeit, so die Kritik, habe man keinen Einfluss auf die Verträge der Labels mit Streamingdiensten wie Spotify, Apple oder Amazon – und keinerlei Einblick in Abrechnungsunterlagen. Besserung sollen „nutzerzentrierte Abrechnungsmodelle“ schaffen: Der monatliche Obolus eines Musikhörers von etwa zehn Euro fließt dabei nicht in einen großen Topf, sondern an diejenigen Künstler, die der Kunde tatsächlich hört.