OLDENBURG Menschenbilder werden in der Schau vereint mit sensiblen Fundobjekten. Spaziergänge durchs Moor halfen einem der Künstler.
von Jörg M. Henneberg OLDENBURG - Die NWZ-Galerie im Oldenburger Pressehaus an der Peterstraße stellt in diesem Monat mit Jürgen Marquardt einen Maler vor, der sich eindringlich der menschlichen Physiognomie widmet. Seine in Öl auf Leinwand ausgeführten Bildnisse sind in gedeckten Farben ausgeführt. Die Beschränkung auf eine graue und rote Farbskala bedeutet bereits einen hohen Grad an Verfremdung.
Der Titel der Präsentation „Begegnungen“ verweist darauf, dass die Porträtierten von Marquardt persönlich gesehen worden sind. Durch die Beschränkung der Bildnisse auf ein Quadratformat wird die Einheitlichkeit der Schau unterstrichen. Gerade das Spannungsverhältnis zwischen der Norm des Quadrates und der Individualität eines Gesichtes macht das besondere dieser Arbeiten aus.
Durch Ausschnitte werden Verfremdungen erzielt. Der Betrachter wird zum genauen Hinschauen animiert.
Marquardt, der 1960 in Worms geboren wurde, lebte bis Anfang 2006 noch in Oldenburg und ist nun in Waldbronn ansässig. Seine Porträts sind das Resultat von Arbeitsaufenthalten in Italien, Japan und den Vereinigten Staaten.
Man mag eine gewisse Affinität zu den Menschenbildern von Gerhard Richter finden, die mit Sicherheit für Jürgen Marquardt richtungsweisend gewesen sind.
Aber dort, wo Richter durch Monumentalität die Individualität nivelliert, wird diese bei Marquardt gesteigert. Es ist eine humane Kunst, die durch das Miteinander verschiedenster Physiognomien zur Gemeinschaft aller Menschen jenseits von nationalen Schranken aufruft. Und technisch gelingen dem Künstler durchweg hauchzarte Farbübergänge.
Die Ausstellung in den Vitrinen von Norbert Wendland („Weg durchs Moor“) ist eine norddeutsche Impression. Sie vereint gegensätzlichste Dinge. Mausefallen werden mit Vogeleiern kombiniert und die zarte Birkenrinde steht Metall gegenüber. Getrocknete Rosen und Torf stehen ebenfalls der kalten Materie Metall gegenüber.
Wendland hat die Fundstücke, die er bei seinen Spaziergängen durchs Moor an sich genommen hat, durch eine antithetische Kombination verfremdet. Seine Arbeiten gleichen ein wenig den Ready-Mades oder den Objekten von Joseph Beuys. Es sind poetische Arbeiten, die in ihrer Sensibilität überzeugen.
Die Bilder sind bis zum 31. Mai zu sehen, die Objekte in den Vitrinen bis zum 31. Juli.