Bremen Der evangelische Pfarrer Olaf Latzel muss sich nach abwertenden Äußerungen über Homosexualität seit Freitag in Bremen wegen Volksverhetzung verantworten. Er habe mit seinen Äußerungen zum Hass angestachelt, warf ihm Staatsanwalt Florian Maß am Freitag zum Prozessauftakt am Amtsgericht Bremen vor. Der Geistliche habe bei einem Eheseminar im Oktober 2019, das im März dieses Jahres als Audiodatei auch auf Youtube eingestellt wurde, unter anderem von „Genderdreck“, Verbrechern und einer „Homo-Lobby“ gesprochen, die teuflisch sei. (Az.: 96 Ds 225 Js 26577/20)
Großes Interesse
Der Prozess fand wegen der Corona-Bestimmungen im Konzerthaus Die Glocke statt. Das Interesse von Medien und Öffentlichkeit war groß, nicht alle Besucher fanden Platz. Pastor Olaf Latzel äußerte sich selbst zu den Vorwürfen – aber fast nur auf Fragen seines Anwalts Sascha Böttner, denn die beiden Staatsanwälte hatten nur eine Frage an den Angeklagten – dabei ging es um ein Datum.
Gegen den 53-Jährigen, der 2015 schon einmal wegen seiner drastischen Wortwahl in die Schlagzeilen geraten war, läuft auch ein Disziplinarverfahren bei der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), das bis zum Urteil ausgesetzt wurde. Der Pastor ist Kirchenbeamter und verpflichtete sich, seine Amtsgeschäfte vom 9. November bis zum 6. Dezember ruhen zu lassen.
Audiodatei abgespielt
„Ich bin nicht dieses Monster, zu dem ich in der Anklage gemacht worden bin“, sagte Latzel am Freitag. Er begegne jedem Menschen als seinem Nächsten und dies seien auch Homosexuelle. Sein Anwalt ging hart mit der Staatsanwaltschaft ins Gericht, die bewusst mit falschen Informationen Stimmung gegen seinen Mandaten gemacht habe. Entgegen einer Pressemitteilung der Ermittlungsbehörde vom 2. Juli habe Latzel nie Menschen als „Genderdreck“ und Homosexuelle auch nie generalisierend als Verbrecher bezeichnet. Die rund zweistündige Audiodatei wurde in der Verhandlung abgespielt.
Die BEK und auch Latzel wollten sich vor oder während des Verfahrens nicht gegenüber Medien äußern. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der Pastor betont, er habe sich nicht generell auf Homosexuelle bezogen, sondern auf „militante Aggressoren“, die die Gemeinde immer wieder diffamiert hätten. Das sei den Anwesenden auch klar gewesen. Das Urteil soll am kommenden Mittwoch, 25. November, verkündet werden.