von Seggern: Eigentlich sehr gut. Meine Beziehung zum „Thema Bismarck“ war ja immer eine sehr enge seit meiner Tätigkeit in der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh bei Hamburg. Das war ein schöner Anknüpfungspunkt, als wir über diese Stelle in Jever verhandelt haben. Auch wenn das nicht mein einziger Schwerpunkt hier ist. Aber jetzt geht es darum, die Sammlung des Mäzens und Verlegers Fritz Blume professionell aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Mittelpunkt wird dabei weniger Bismarck stehen als vielmehr die Geschichte der Getreuen zu Jever – ein Stammtisch, der bis heute existiert. Ich erarbeite gerade ein Konzept.
von Seggern: Das ist richtig, auch die Sammlung bleibt zunächst im Besitz von Fritz Blume. Allerdings fließt Geld in den Zweckverband des Schlossmuseums, um zu gewährleisten, dass sie professionell betreut wird. Das Gebäude, in dem sie sich befindet, gehört ebenfalls Fritz Blume. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, liegt die Traditionsgaststätte „Haus der Getreuen“, in der sich der Stammtisch immer noch trifft. Er ist einer der ältesten existierenden Stammtische Deutschlands – das ist vielen Jeveranern gar nicht so klar – und keineswegs ein reiner Ort der Bismarckverehrung. Der Bismarck-Mythos wird aber ein Thema im Museum sein.
von Seggern: Es gibt natürlich auch diese kuriosen, aber sehenswerten Devotionalien – etwa reich verzierte Krüge und weitere Objekte, die auf jeden Fall in der Ausstellung bleiben. Das Tollste aber ist das Modell einer Bismarck-Warte, die in Jever exponiert gebaut werden sollte. Sie konnte dann nicht mehr finanziert werden, weil der Erste Weltkrieg ausbrach. Damit haben wir auch den regionalen Bezug, denn Bismarck selbst war nie in Jever.
von Seggern: Ich bin stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes Schlossmuseum Jever, zu dem ja auch noch andere kleinere Einrichtungen gehören, etwa das Gröschler-Haus in Jever oder das Landrichterhaus Neustadtgödens. Und in der Abwesenheit von Antje Sander bin ich verantwortlich.
von Seggern: (seufzend) Das war schon überraschend, wie schnell das ging. Für mich ist das aber keine Frage. Ich habe lange genug gebraucht, um Abstand zu gewinnen, weil ich mit Leib und Seele am Stadtmuseum gearbeitet habe und mich das Ganze schon sehr mitgenommen hat. Wenn man einen solchen Weg geht, muss eine Menge Überzeugung vorhanden sein. Und ich identifiziere mich voll und ganz mit meiner neuen Stelle. Was ja nicht heißt, dass ich dem Stadtmuseum und dem geplanten Neubau nicht mehr gewogen wäre. Ich sitze ja auch im Beirat.
von Seggern: (lacht) Ich könnte ja jetzt pathetisch sagen: Ich bereue nichts. Aber ich habe für meine inhaltliche Position gekämpft, Nicole Deufel für ihre. Und ich musste irgendwann akzeptieren, dass ihre die stärkere Position war. Das ist auch vollkommen legitim. Natürlich befürworte auch ich Inklusion und Partizipation, aber ich hatte das Gefühl, dass insbesondere das Stadtmuseum komplett überfordert wird mit diesen politischen Inanspruchnahmen. Da konnte ich nicht mehr mitgehen, denn man muss jetzt die klassischen Museumsaufgaben an die erste Stelle setzen, um für den Neubau des Stadtmuseums eine vernünftige Dauerausstellung auf die Beine zu stellen.
Von Seggern: Hier läuft das etwas anders. Themen wie Inklusion und Integration werden hier seit Jahren in einer gewissen Selbstverständlichkeit bespielt, ohne dass Ressourcen überfordert werden – weder personell noch finanziell.
von Seggern: Also ich habe jahrelang in Hamburg gearbeitet, und wenn man dort innerhalb der Stadt unterwegs ist, fährt man meist länger als ich heute von Oldenburg nach Jever. Das ist kein Problem. Das Einzige, was mich stört, ist, dass wir ein zweites Auto brauchten. Die Zugverbindung ist ziemlich unzuverlässig und unterirdisch. Das nervt mich als ökologisch bewusster Oldenburger, dass ich nicht mehr mit dem Fahrrad zur Arbeit komme.