Cem Özdemir (48) wurde 1965 im schwäbischen Urach als Sohn türkischer Eltern geboren. Der heutige Bundesvorsitzender der Grünen ist Schirmherr der Kibum im November.
Frage: Herr Özdemir, warum haben Sie in diesem Jahr die Schirmherrschaft der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum übernommen?
Özdemir: Als gelernter Erzieher und Sozialpädagoge interessieren mich Kinderbücher sehr. Und meiner Tochter und meinem Sohn habe ich ja auch vorgelesen. Zudem lautet das Motto dieses Jahr „Kibum trifft Türkei“ – eine ideale Gelegenheit, um bei den Kindern und Jugendlichen die Neugier auf eine andere Kultur zu wecken. Wenn es die Zeit als Parteivorsitzender erlaubt, halte ich auch gerne Lesungen in Schulen oder Kindergärten.
Frage: Sind Sie mit türkischen oder deutschen Kinderbüchern groß geworden?
Özdemir: Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, türkische Kinderbücher standen mir gar nicht zur Verfügung. Was Bücher betrifft, war ich ohnehin ein Spätzünder. Aber mein Vater hat mir viele Geschichten erzählt. Eine Tradition, die leider etwas verloren gegangen ist.
Frage: Haben Sie trotzdem ein Lieblingsbuch?
Özdemir: Ja, es heißt „Jochen, der Schweinefant“. Jochen ist der Nachkömmling einer Sau und eines Elefanten und wird wegen seines merkwürdigen Aussehens von den anderen Tieren gehänselt. Es geht also im übertragenen Sinne um benachteiligte Kinder. Autor Iskender Gider ist zudem ein guter Freund von mir.
Frage: Wie unterscheidet sich deutsche von türkischer Kinderliteratur?
Özdemir: Es gibt keine gravierenden Unterschiede. Ich differenziere lieber zwischen guten und schlechten Büchern. Ist ein Buch interessant, regt es die Fantasie an? Diese Kriterien sind für mich viel wichtiger als die Sprache, in der es verfasst ist.