Habeck: Die Summe dürfte ausreichen. Ich halte aber die Art, wie das Geld verteilt werden soll, für problematisch. Landwirte sollen jetzt nämlich Liquiditätsprobleme nachweisen. Das könnte dazu führen, dass zum Beispiel ein Bauer, der einen großen Stall gebaut hat und sowieso schon stark verschuldet ist, eher Unterstützung bekommt als ein Bauer, der weniger Kühe oder Schweine hält, also das Spiel „Wachse-oder-weiche“ nicht mitgespielt hat. Insofern unterstützt die Hilfe mindestens implizit das Prinzip des ungebremsten Wachstums, das uns ja gerade die großen Probleme bringt.
Habeck: Nein, davon kann keine Rede sein. Pauschal die Milliarde zu fordern war nicht klug, das ist viel zu viel. Trotzdem ist es richtig, die Landwirte gezielt zu unterstützen. Wir als Gesellschaft haben sie ja schließlich in eine Sackgasse manövriert. Bauern sind schon lange keine freien Marktteilnehmer mehr. Sie stehen unter dem enormen Druck, immer mehr und immer billiger zu produzieren, damit wir günstige Lebensmittel haben. Es ist aber auch eine politische Verantwortung: Wir brauchen eine andere Art der Förderung, die Alternativen zur industriellen Produktion bietet.
Habeck: Die Landwirtschaft trägt mit ungefähr sieben Prozent Treibhausgasen zur Klimaerwärmung bei. Grund ist vor allem die hohe Produktion von tierischen Produkten, Fleisch, Milch, Eiern. Wenn wir eine andere Landwirtschaft wollen, müssen wir auf gleicher Fläche weniger Tiere halten und die Fleischproduktion zurückfahren. Wir sehen ja, wie das bisherige System die Klimakrise befeuert und sich jetzt gegen die Landwirte wendet.
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Habeck: Das Bundeslandwirtschaftsministerium verfolgt seit Jahren eine Ideologie des freien Marktes und unbegrenzten Wachstums. Und macht überhaupt keinen Druck in die andere Richtung. Fakt ist aber, dass die Bauern immer weniger selbstbestimmt wirtschaften können, sondern faktisch Aldi, Lidl & Co. ihnen das über den Preis und die Handelsmacht vorgeben.