Berlin Der Dauersieger will nach dem Sané-Coup das Geister-Double, der ewige Zweite die jahrzehntelange Titel-Tristesse beenden. Bayern München und Bayer Leverkusen bestreiten an diesem Samstag (20 Uhr/ARD) ohne buntes Rahmenprogramm und knisternde Atmosphäre im leeren Berliner Olympiastadion das Finale um den DFB-Pokal.
Der FC Bayern hat gerade die beste Rückrunde der Bundesliga-Geschichte absolviert, der alte und neue Meister ist in hervorragender Form. „Wir spielen am Samstag gegen die aktuell beste Mannschaft in Europa“, sagte Leverkusens Sportchef Rudi Völler. Die Münchner haben 20 von 21 Pflichtspielen in diesem Jahr gewonnen. Der Von-null-auf-hundert-Trainer Hansi Flick könnte sich wie Pep Guardiola im Jahr 2014 gleich in seiner ersten Bayern-Saison am doppelten Trophäenglück erfreuen – und in der Champions League geht es im August weiter. Fehlen werden am Samstag nur Javier Martínez und Corentin Tolisso.
Die Hoffnungen der Rheinländer, erstmals seit 27 Jahren einen Titel zu gewinnen, ruhen vor allem auf Kai Havertz. Der 21-Jährige kann sich als einer der größten Hoffnungsträger im deutschen Fußball seinen neuen Club praktisch selbst aussuchen. „Kai kann für uns im Finale sehr wichtig sein“, sagte Trainer Peter Bosz. An seinem Ablösewert von rund 100 Millionen Euro ändert das Finale im Olympiastadion nichts. Aber mit einem großen (End-)Spiel kann er seinen sportlichen Wert auf großer Bühne dokumentieren.
Die Leverkusener haben in dieser Saison schon bewiesen, dass sie den FC Bayern schlagen können. Am 30. November 2019 gewannen sie in der Bundesliga-Hinrunde mit 2:1 in München. Leon Bailey erzielte damals beide Tore für Bayer. Verzichten muss Bosz am Samstag auf Dailey Sinkgraven und Paulinho.
Gänzlich leer ist das Olympiastadion nicht, Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff dürfen sich das Endspiel vor Ort anschauen. Die Trophäe wird nach dem Spiel von DFB-Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius an den Pokalsieger überreicht. Wegen der Corona-Krise erhalten die Finalisten vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) weniger Geld als ursprünglich geplant. „Wir zahlen nur Beteiligungen an den Vermarktungserlösen aus“, sagte DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Allein durch den Wegfall der Ticket-Einnahmen müsse man von den vor der Saison festgelegten Summen „zwingend abweichen“, betonte Osnabrügge: „Wenn wir weniger reinholen, können wir auch nur weniger ausschütten.“ Im vergangenen Jahr hatten Bayern München und RB Leipzig allein für den Einzug ins Finale jeweils 3,3 Millionen Euro kassiert. Davon stammten je 700 000 Euro aus den Zuschauereinnahmen, die nun wegfallen.
Am Freitag bestätigten die Münchner nach langem Hin und Her die Verpflichtung von Leroy Sané, nachdem tags zuvor auf der arabischen Webseite des Clubs bereits Bilder von seiner Präsentation aufgetaucht waren. Bei der ersten Titelchance der Bayern seit seiner Verpflichtung muss Sané aber zusehen, im Pokalfinale kann der 24-Jährige nicht dabei sein. Auch in der Champions-League-Endrunde im August ist der Offensiv-Wirbler, der einen Vertrag bis 2015 erhält, nicht spielberechtigt. Danach aber, ab der Saison 2020/21, soll er eine Bayern-Ära mitprägen. Welchen Titel er gewinnen will, verkündete Sané bereits am Freitag: „Jeder träumt von der Champions League.“ Medienberichten zufolge zahlen die Münchner etwas weniger als 50 Millionen Euro Ablöse an Manchester City. Beim FC Bayern erhält Sané die prestigeträchtige Rückennummer 10.