Jever Tradition bewahren und dabei zeitgemäßen Schießsport anbieten – dem Schützenverein Jever gelingt das und stellt sich damit erfolgreich gegen den Trend des Vereinssterbens im Schützenwesen. Jevers Schützenpräsident Waldemar Janssen ging in seinem Vortrag übers jeversche Schützenwesen beim Heimatkundlichen Arbeitskreis offen mit den Herausforderungen des Nebeneinanders von Tradition und Moderne ein. Schade: Der Vortrag hätte ein paar mehr Besucher verdient.
„Weitblick und über den Tellerrand schauen haben den Verein zukunftsfähig gehalten“, betonte Janssen. Zusammen mit engagierten Mitgliedern ist ihm gelungen, den Schützenverein als Sportschützenverein mit Bogen- und Pistolenschießen neu aufzustellen.
Erster Versuch scheitert
Janssen, seit 1989 Schützenpräsident, des Schützenvereins, erinnerte an die Ursprünge des Schützenwesens: Schon 1770 wollte Friedrich August, letzter Fürst von Anhalt-Zerbst, eine jeversche Schützengilde mit einem freien Vogel- und Scheibenschießen ins Leben rufen. Als Bürgerwehr sollte sie soziale Komponenten und hoheitliche Aufgaben wie die Brandbekämpfung übernehmen.
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Jevers Bürgerschaft jedoch lehnte diese im preußischen Ausland gängige Einrichtung ab – aus Kostengründen. 1786 gründete dann Kaufmann Hammerschmidt ein Schützencorps – Vorläufer des späteren Schützenvereins.
Die traditionelle Schützenuniform mit Orden und Ehrenzeichen wird nur noch zu festlichen Traditionsveranstaltungen getragen. Sie wird schon lange um eine Clubjacke ergänzt. „Und die Bezeichnung Waffe ist vom Begriff Sportgerät abgelöst worden – schließlich sind es ja Sportschützen, die eine 230-jährige Tradition in Jever aufrechterhalten“, berichtete der Präsident. Mit seinen ca. 150 Mitgliedern sei der Verein gut aufgestellt und seine Zukunft Dank erfolgreicher Jugendarbeit gesichert.
Dennoch hat Traditionspflege einen hohen Stellenwert: So erinnern Königsschießen und Königsfrühstück an einen Bestandteil des einstigen Schützenfests: Donnerstags hatten sich früher sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft im Schützenhofsaal getroffen.
Beim acht Tage dauernden Schützenfest – der Eintritt auf den Festplatz kostete 50 Pfennig – hatte jeder Tag seine Bedeutung; der Feuerwerks-Donnerstag galt der Landbevölkerung. Es gab Umzüge – die Reiter vorweg, die Senioren in der Kutsche von „Spedi Albers“ und der Schützen-Spielmannszug unter Leitung des legendären Tambourmajors Willi Rutz hinterher – und auf dem Festplatz, standen oftmals bis zu zehn Großfahrgeschäfte und natürlich Schlüters Boxbude.
In den 1970er Jahren verlor das Schützenfest an Bedeutung, das Altstadtfest leistete seinen Beitrag dazu. Vorbei war der Königsball, bei dem am Mittwochabend nach der Königsproklamation der Platz im großen Schützenhofsaal nicht ausreichte.
Verkauf Schützenhof
Unzulängliche Finanzplanung und Missmanagement erforderten eine Neuausrichtung. Versuche, das Fest in die Innenstadt zu verlagern, scheiterten. Der Verkauf des Schützenfestplatzes bewahrte den Verein vor dem finanziellen „Aus“.
Vom Überschuss wurde damals eine für die schießsportlichen Anforderungen notwendige Schießsportanlage im Gewerbegebiet gebaut – das Schießsportleistungszentrum.