Berlin /Hamburg Die alte Hafenstadt Galway an der Westküste Irlands im Jahr 2009. Enge Gassen, diesiges Licht, dazu heftig dröhnende Musik. Plötzlich wird ein Passant auf der Straße angefallen, gefesselt und geknebelt an einen unbekannten Ort verbracht. Zehn Jahre später entdeckt man auf dem Friedhof einer nahe gelegenen Abtei vergrabene Babyleichen, die mutmaßlich aus einem christlichen „Magdalenenheim“ für „gefallene Mädchen“ stammen. Daneben liegt das Skelett eines Mannes. „Das ist Liam“, sagt Cathrin Blake, die ehemalige Psychologin der örtlichen Polizei. Die aus Deutschland stammende Frau ist überzeugt, dass es sich um ihren seit einer Dekade verschwundenen Gatten handelt.
Und dann offenbart sich noch ein reger Handel mit Rauschgift, der ebenfalls mit dem Heim und dessen abweisender Oberin (Tanja Seibt) in Verbindung zu stehen scheint. Mit einer so geballten Ladung Düsternis wartet der erste Film der Donnerstagsreihe „Der Irland-Krimi“ auf. „Die Toten von Glenmare Abbey“ heißt der Fall an Donnerstag (20.15 Uhr) im Ersten, der mit den Kindermorden traurige Begebenheiten aufnimmt, die im früheren 20. Jahrhundert in Heimen des lange Zeit erzkatholischen Lands tatsächlich passiert sind.
Eine Woche später geht es am 31. Oktober in „Mädchenjäger“, ebenfalls unter Regie von Züli Aladag, um clanartige Familien ohne festen Wohnsitz. Die Filme drei und vier werden gerade gedreht. Als Ermittlerin Blake, eine von Dämonen geplagte Einzelgängerin, agiert jeweils voller Melancholie und Feingefühl Désirée Nosbusch (54).
Im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur schwärmte sie von der grünen Insel. „Das Land wirkt mystisch, tief und bescheiden“, schilderte die Luxemburgerin ihre Eindrücke, „und die Menschen sind sehr, sehr gastfreundlich und offen. Es sind stolze Menschen – stolz, Iren zu sein, stolz auf ihr Land und ihre Kultur.“ Sie würde sich bei den Filmarbeiten dort fast zu Hause fühlen – „es entspricht meinem Naturell, auch ich habe einen Hang zu Mystik und Aberglaube.“
Nosbusch hofft, dass die Filme viel von der wahren Stimmung des Landes vermitteln, die keinesfalls so dunkel sei wie viele Szenen des ersten Falls. Ihre Rolle als Psychologin käme ebenfalls eigenen Interessen entgegen, erklärte sie. „Ich bin jemand, der sich sehr mit sich selbst und der Welt auseinandersetzt, immer auf der Suche ist – dabei habe ich mir auch schon von Therapeuten helfen lassen. Ich habe 26 Jahre in LA gelebt, dort ist das ganz normal“.
Eine Besonderheit der „Irland-Krimis“ ist der binationale Cast. Außer Nosbusch als Ermittlerin, Rafael Gareisen als deren Sohn Paul sowie Mercedes Müller als junger Polizistin Emma Walsh sind fast alle Darsteller Einheimische, etwa Declan Conlon als Polizeichef Sean Kelly und Vincent Walsh als Ordnungshüter Callum O’Connor.
„Bei diesen Dreharbeiten habe ich eine wahrhaftige europäische Einheit erlebt, die von der Vielfalt der Talente profitiert“, erklärt Regisseur Aladag, ein Deutscher türkisch-kurdischer Herkunft.