Ganderkesee /Hude Wenn es nach Irmgard Müller ginge, müsste das Trauercafé des Hospizkreises Ganderkesee-Hude eigentlich einen anderen Namen bekommen. Denn für sie geht es bei den Treffen um viel mehr als Trauer. Es sei nicht so, dass den ganzen Nachmittag geweint werde, meint die Ganderkeseerin: „Ich gehe hin, um mich zu unterhalten.“ Es gehe um den Gedankenaustausch, und oft werde auch gelacht.
Treffen geben Halt
Der Verlust eines Menschen ist das, was alle verbindet. „Wenn man einen lieben Menschen verloren hat, ist das die schmerzvollste Krise überhaupt“, sagt Koordinatorin Susanne Lebedinzew. Die sonntäglichen Treffen einmal im Monat geben Betroffenen Halt: „Der Sonntag ist für mich manchmal ganz schlimm“, sagt Irmgard Müller, deren Mann vor einigen Jahren gestorben ist. Es sei schön, wenn sie dann ins Trauercafé gehen könne. „Man freut sich immer auf diesen Nachmittag“, meint auch Elke Asbrock.
Die Treffen in Ganderkesee und Hude werden von jeweils zwei Trauerbegleiterinnen organisiert und begleitet. Elke Stadler, Ulrike Haase und Erika Rieß decken den Kaffeetisch mit selbst gebackenem Kuchen und sorgen für eine liebevolle Dekoration. Das wissen die Trauernden zu schätzen: Sie fühlen sich manchmal richtig verlassen, sagt Erika Levin, deren Mann im vergangenem Jahr gestorben ist. „Da ist es schön, wenn man umsorgt wird.“
Zu Beginn des Trauercafés zünden alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Kerze an. Jeder konzentriere sich dann auf den Verstorbenen, den er in die Mitte nehmen möchte, erläutert Erika Rieß. Außerdem wird ein Text vorgelesen. Danach ist Zeit für Gespräche zu den unterschiedlichsten Themen. „Es wird nicht nur über Trauer geredet, sondern auch über den Alltag oder Geschichten von früher“, sagt Ulrike Haase.
Weg aus der Isolation
Für Erika Levin waren das Trauercafé und eine Trauergruppe wie Anker: „Ich habe in der ersten Zeit von Gruppentermin zu Gruppentermin gelebt.“ Die Treffen hätten ihr Mut gemacht, ein neues Leben zu finden. Auch heute treffe sie sich noch mit den Mitgliedern ihrer Trauergruppe, um etwas zu unternehmen. Helga Volkmann aus Sandkrug fand nach dem Tod ihres Mannes durch das Trauercafé aus der Isolation. Ein Nachbar gab ihr den Tipp. „Ich hatte mich eingekapselt und wollte sehen, wie andere Menschen ihren Weg gefunden haben“, berichtet sie.
Neue Gäste willkommen
Obwohl sich die Besucher der Trauercafés zum Teil schon lange kennen, werden neue Gäste offen aufgenommen. „Man hört auch gerne zu“, sagt Elke Asbrock. Manchmal geht es zudem um Strategien, die beim Bewältigen der Trauer helfen. Elke Stadler halfen nach dem Tod ihres Mannes Waldspaziergänge und Radtouren, Irmgard Müller findet Trost beim Tagebuchschreiben und Elke Asbrock fühlt sich beim Besuch auf dem Friedhof besser. „Jeder hat seine eigene Strategie, die er für sich herausfinden muss“, sagt Susanne Lebedinzew. Der Hospizkreis unterstützt mit Angeboten. Das Trauercafé in Ganderkesee findet an jedem zweiten Sonntag im Monat statt von 15 bis 17 Uhr beim Hospizkreis, Rathausstraße 19. In Hude gibt es jeweils am ersten Sonntag im Monat ein Trauercafé in der Diakonie-Sozialstation an der Parkstraße 52. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Hospizkreis ist unter Telefon 0160/99 64 39 44 rund um die Uhr erreichbar.