Oldenburg Wusch! – wieder wird man von einem schnellen Überholer zur Seite gedrängt. Jeder Fahrradfahrer in Oldenburgs Innenstadt kennt das: Man fährt auf einem schmalen Radweg in die Stadt und wird plötzlich, mal mit, mal ohne Klingeln, zur Seite gedrängt.
Immer öfter stellt man fest, dass diese Raser mit Motorunterstützung auf den sogenannten E-Bikes fahren und dadurch solche hohen Geschwindigkeiten mit Leichtigkeit erreichen können. In den vergangenen Jahren ließ sich anhand der Verkaufszahlen der ortsansässigen Fahrradhändler bei den Neukäufen ein deutlicher Trend zum Kauf von Fahrrädern mit Motorunterstützung erkennen.
E-Bike ist kein Pedelec
Zunächst einmal muss man sich darüber klar werden, dass ein E-Bike häufig nicht das ist, was man umgangssprachlich dafür hält. Stattdessen sind die sogenannten Pedelecs die meist benutzten Fahrräder und können mit einer Motorunterstützung beim Fahren bis zu 25 km/h erreichen. Die tatsächlichen E-Bikes hingegen ermöglichen ein Fahren ohne Treten ab sechs km/h nur mit Zulassung und können durch die höhere Geschwindigkeit noch gefährlicher werden.
Doch selbst das nicht ganz so schnelle Pedelec kann für ungeübte Fahrer und ihre Mitmenschen zur Herausforderung werden. „Wer bisher nur langsam gefahren ist, hat möglicherweise Probleme mit der Kontrolle dieses Fahrrads“, bestätigt auch Helmut Pawliszak, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Infoladens des ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) Oldenburg. Gerade ältere und ungeübtere Personen, die bisher nur um die 15 km/h gefahren sind, seien gefährdet, da sie mit den modernen und schnelleren Fahrrädern oft nicht umzugehen wissen.
Eine weitere Klientel für Pedelecs sind Personen, die zum Beispiel für ihre beruflichen Wege weitere Strecken zurücklegen und sich Unterstützung beim Treten holen.
Egal aus welchem Grund man sich ein Pedelec oder eventuell sogar ein E-Bike anschafft, man sollte sich immer der hohen Geschwindigkeiten und des höheren Risikos bewusst sein.
Kritisch ist zu hinterfragen, ob E-Bikes oder Pedelecs tatsächlich so umweltfreundlich sind, wie vermutet wird. Außer Frage steht, dass Fahrrad fahren zusammen mit Laufen die umweltfreundlicheren Formen der Fortbewegung darstellen. Allerdings muss man sich besonders bei den Fahrrädern mit unterstützendem Motor auch die Herstellung vor Augen führen. Dabei werden, wie bei anderen Elektromotoren, wichtige Rohstoffe verbraucht, ganz zu Schweigen von der Problematik der späteren Entsorgung eines solchen Fahrrads mitsamt den zusätzlichen Akkus und Kabeln.
Es steht zwar selbstverständlich außer Frage, dass sowohl ein Pedelec als auch ein E-Bike immer noch viel umweltfreundlicher sind, als ein Auto. Trotzdem sollte man sich vor dem Kauf überlegen, ob man den zusätzlichen Motor wirklich benötigt und man nicht vielleicht auch auf ein herkömmliches Fahrrad zurückgreifen kann.
Hierbei ist das Sicherheitsrisiko definitiv geringer, da man mehr Kontrolle über die Geschwindigkeit und das Fahrrad hat. Zudem hält man sich fit.
Zahl der Radfahrer steigt
Der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr ist laut ADFC seit 2017 leicht angestiegen. Dies reiche jedoch nicht für die dringend notwendige Verkehrswende zur Schonung der Umwelt.
Radfahrer in Oldenburg leiden, laut Pawliszak, immer noch unter zu schmalen Radwegen – und das bei steigendem Verkehrsaufkommen. Das Verkehrsnetz müsse noch stärker ausgebaut werden. Die Stadt Oldenburg bemühe sich jedoch, etwas für den Fahrradverkehr in der Stadt zu tun und das Radwegenetz zu verbessern. So äußert sich Oberbürgermeister Jürgen Krogmann auf der Internetseite der Stadt Oldenburg zu den Haushaltsplanungen für das Jahr 2020 positiv dazu, den Ausbau der Radwege in den kommenden Jahren noch einmal zu verstärken. Spannend bleibt, wie sich der Radverkehr in Zukunft entwickelt.