Cloppenburg Im achten Teil unserer Serie „Tore, Trainer, Taktiken“ geht es um Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga-Spielzeit 1991/1992. Aufgrund ihrer erfrischenden Spielweise wurden die Frankfurter seinerzeit auch die „Zauberer vom Main“ genannt. Doch der Titel blieb ihnen in jener Saison verwehrt. In einem Herzschlagfinale machte der VfB Stuttgart am Ende das Rennen. Der Inhaber der Trainer-B-Lizenz, Andreas Güttler (früher unter anderem BV Essen), hat sich mit der Eintracht von damals beschäftigt. Der in Quakenbrück wohnende Güttler ist ein leidenschaftlicher Anhänger der Eintracht vom Main.
Der damalige Coach der Eintracht war Dragoslav Stepanovic. Güttler erzählt, dass einige Spieler ihren Trainer aufgrund seines „serbisch-kroatisch-hessischen“ Akzents nicht verstanden hätten. „Die Mannschaft hat es dann auf dem Platz alleine geregelt“, sagt Güttler. Aber Stepanovic habe die Mannschaft trotzdem erreicht und auf jeden Fall den Spaß am Fußball vermittelt. Irgendwann habe er sich auf seine Achse Stein – Binz – Bein – Yeboah festgelegt. „Der Rest sollte dafür laufen, und so war es dann auch“, berichtet der 54-jährige Güttler.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Die Eintracht spielte in dieser Saison, so Güttler, in 32 von 38 Partien in einem 3-5-2-System. „In den meisten Fällen war es sogar ein offensives 3-5-2-System“, sagt Güttler. Dabei interpretierte Manfred Binz seine Rolle als Libero sehr offensiv, spielte oft auf einer Höhe mit den Manndeckern Uwe Bindewald und Dietmar Roth. „Oder teilweise sogar davor. Das heißt, die Eintracht spielte schon eine Dreierkette“, so Güttler. In vier Spielen war die Eintracht sogar im 4-4-2 heutiger Prägung aufgelaufen, sagt Güttler.
Stepanovic ließ Fußball spielen, und die Eintracht zeigte angesichts der Klasse an spielstarken und torhungrigen Akteuren oftmals ein Offensivspektakel. „In jeder Trainingseinheit wurde gespielt. Als im Winter der Platz am Riederwald gefroren war, ließ ,Stepi’ sogar ein beheiztes Zelt aufbauen. Es hatte die Maße 30 mal 80 Meter.“ Dort ließ er dann über Wochen folgende Variante trainieren. Es spielten sechs Eintracht-Profis gegen sieben Akteure von unterklassigen Teams, wie Güttler berichtet. „Das Ergebnis spielte keine Rolle. Stepanovic wollte nur, dass die Eintracht-Profis draufgingen – ein Pressing pur“, so Güttler.
„Offensive war Trumpf“ in jenen Jahren bei der Eintracht. Spielmacher Uwe Bein servierte den Stürmern maßgeschneiderte Pässe. „Er war aber auch einer, der alles beruhigte, wenn es unruhig wurde“, so Güttler. Bein habe sich mit Anthony Yeboah und Andreas Möller blendend verstanden. „Egal wo sie hinliefen, sie konnten sich darauf verlassen, dass Uwe ihnen den Ball genau dorthin servierte. Selbst durch drei, vier oder sogar fünf Spieler hindurch“, so Güttler.
Die Bedeutung von Stürmer Yeboah war auch groß. Yeboah sei einer der besten, wenn nicht sogar der beste Stürmer der Liga gewesen, meint Güttler. „Wenn er mit seinen 90 Kilogramm Fahrt aufgenommen hat, war er nicht mehr zu stoppen“, sagt Güttler.