CLOPPENBURG CLOPPENBURG - „Hoffentlich spielen sie das Stück so wie es ist.“ Von diesem Stoßgebet einer älteren Theaterbesucherin ausgehend, stellt der Autor Lutz Hübner die Irrungen und Wirrungen dar, in die Regisseure und Schauspieler bisweilen geraten. Das Theaterstück „Gretchen 89ff“, das am Sonntagabend im Clemens-August-Gymnasiums Cloppenburg aufgeführt wurde, ist eine humorvolle Persiflage auf den Theaterbetrieb und seine Protagonisten.
Mit einer gehörigen Portion Selbstironie wirft Hübner einen augenzwinkernden Blick auf das Leben und Arbeiten auf bzw. hinter der Bühne. In verschiedenen Szenen proben Regisseure und Schauspielerinnen, dargestellt von Thomas Luft und Anja Klawun, immer wieder die berühmte Gretchenszene aus Goethes „Faust“.
Die Szene ist eigentlich recht simpel: Gretchen betritt die Bühne und findet ein schönes Kästchen mit Schmuck. Mit viel komödiantischem Talent stellen Luft und Klawun in zehn Variationen dar, wie unterschiedlich und zum Teil absurd diese Szene interpretiert werden kann. Der eine Regisseur streicht aus Langeweile so lange an der Szene herum, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Der nächste Theaterexperte möchte mit skurrilen Regieanweisungen die ganze existenzielle Kraft dieser Figuren auf die Bühne bringen.
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Hübner arbeitet höchst amüsant mit den verschiedenen Klischees über Schauspielerinnen und Regisseure. Bei diesen Konstellationen bleiben Konflikte und aberwitzige Situationen nicht aus. Die permanent verschnupfte Fenchel-Tee trinkende „Dramaturgin“ lässt Gretchen von einem Mann spielen und treibt ihn mit ihren immer neuen Ideen zur Verzweiflung. Der „Freudianer“ hingegen verlangt von Gretchen, dass sie nackt unter der Dusche stehend „die Blutströme des Stückes“ freilegt.
„Gretchen 89ff“ ist das erste von fünf Stücken bis April in der CAG-Aula. „Das Theaterforum möchte junges, engagiertes Theater nach Cloppenburg holen. Es ist der Versuch, die Theaterlandschaft zu beleben“, erklärte Doris Ostendorf, Vorsitzende des Vereins Kulturforum. „Wir hoffen, dass dieses Experiment von den Besuchern gut angenommen wird.“