Ammerland Die Kälber gehören wahrscheinlich zu den Verlierern des Hitzesommers 2019 im Ammerland, denn ihre Aufzucht ist kostspielig. Bevor sie als Milchkuh Gewinn abwerfen, müssen sie viele Monate aufgezogen werden – und gefüttert. Und hier ist das Problem: Der Hitzesommer hat (erneut) dafür gesorgt, dass bei weitem nicht so viel Grün- und Kraftfutter geerntet werden konnte, wie das Milchvieh benötigt. Die Folge: Die Lager sind schlechter gefüllt, das Futter ist rar – und entsprechend sind die Preise auf dem Markt gestiegen.
Felix Müller, stellvertretender Vorsitzender des Landvolkverbands Ammerland, brachte es beim Ernte-Bilanz-Gespräch auf den Punkt: „Das erste trockene Jahr 2018 konnten die Landwirte mit eigenen Vorräten kompensieren, dieses zweite Jahr nun nutzten sie ihre Geldreserven für den Futterankauf.“ Bedeutet: Bei vielen Bauern sind die Reserven aufgebraucht. „Und viele Landwirte“, so erläuterte Vorsitzender Manfred Gerken, „werden wahrscheinlich bei den Kälbern reduzieren – das spart Geld.“
Doch der Reihe nach – was treibt die Viehhalter um? Die Erntebilanz 2019 zeigt: Es fehlt an genügend Grünfutter, der dritte Schnitt ist nur selten gelungen. Grund: Die Trockenheit, aber auch die extreme Mäuseplage. Die explodierten Mäusepopulationen fressen Graswurzeln und wühlen sich massiv durchs Erdreich. So wird die Grasnarbe zerstört, es wächst Unkraut und die Wiese muss erneuert werden – das ist teuer, davon abgesehen, dass die Erneuerung auch erst einmal genehmigt werden muss. Und da die Nachfrage nach Grünfutter vielerorts hoch ist, sind die Preise bereits um knapp 25 Prozent gestiegen. Doch nicht nur Grünfutter, auch Mais musste und muss oft zugekauft werden. Grund: Bei starkem Wassermangel während der Blüte im Juli entwickelten sich mancherorts viele kolbenarme oder kolbenlose Bestände. Wo es einigermaßen funktionierte, waren trotzdem oft die Körner zu klein. Allerdings: Die Ernten waren auch im Ammerland je nach Region unterschiedlich, Apen und Zwischenahn bspw. hatten laut Gerken Glück.
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Generell müsse man aber sagen, so führte Gerken weiter aus, dass der Kelch eigentlich am Ammerland vorbeigegangen ist. Die Region sei bei weitem nicht so hart getroffen worden wie andere. Dennoch: Folgt im Jahr 2020 ein dritter Sommer mit extremer Trockenheit, wird’s für die Landwirte im Ammerland noch brenzliger.