Westerstede Über sich selbst reden mag Klaus Groß eigentlich nicht so gern. Zum Gespräch mit der NWZ hat er sich einen kleinen Spickzettel mitgebracht. Auf dem stehen oben drei Worte „Wir in Westerstede“.
„Ja“, sagt Groß. Eine Identität zu schaffen sei wohl eine der wichtigsten Aufgaben für einen Bürgermeister. „Eine Stadt kann Probleme und Veränderungsprozesse nur gemeinsam meistern. Dazu braucht man ein engagiertes Team im Rathaus aber auch viele Ehrenamtliche, die sich für ein gemeinsames Ziel engagieren wollen.“
2001 wurde der FDP-Politiker nebenamtlicher Bürgermeister, 2006 dann das erste hauptamtliche Stadtoberhaupt. Die Zeiten waren nicht gut damals. Die Finanzlage war mehr als dürftig. In der Innenstadt machte sich Leerstand breit. Und ein Konzept, wohin sich Westerstede entwickeln könnte, gab es auch nicht wirklich. „Wir hatten damals wirklich Glück“, sagt Groß. Das Wirtschaftsforum gründete sich. Es gab viele kreative Ideen und Menschen, die etwas bewegen wollten. „Damals ist auch eine Art Wir-Gefühl entstanden.“
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Die Stadt beteiligte sich im Laufe der Jahre an etlichen Wettbewerben – von der Entante Florale über Dorf mit Zukunft und weitere. „Das schafft Identität“, sagt Groß.
Zur Gemeinsamkeit in der Stadt gehören auch regelmäßige Empfänge und Veranstaltungen für Ehrenamtliche. Neubürger begrüßt der Bürgermeister persönlich. Neugeborene bekommen ein WST-Lätzchen und 18-Jährige Glückwünsche zur Volljährigkeit. Kinderbürgermeister sind Groß ebenso eine Herzensangelegenheit wie Kinderstede oder der Ausbau der Schul- und Kita-Infrastruktur.
Ein echter Glücksfall während seiner Amtszeit war das Projekt Klinikzentrum. Die Ammerland-Klinik und die Bundeswehr an einem Standort zu vereinen sei für die Stadtentwicklung ein Meilenstein gewesen. Mittlerweile vermarktet sich Westerstede erfolgreich als „Gesundheitsstadt im Grünen“. Die weißen Berufe sind der größte Arbeitszweig in der Kreisstadt, und Patienten kommen aus dem ganzen Nordwesten. Nicht nur die, auch medizinisches Fachpersonal zieht es zunächst aus beruflichen Gründen in die Region. „Wer dann einmal hier ist, will auch möglichst nicht mehr weg“, sagt Groß stolz.
Was er in seinen letzten Monaten noch machen will? Ordentlich seine Arbeit, sagt der Bürgermeister. Es geht ihm um das Allgemeinwohl, nicht um ein Denkmal zum Schluss.
65 wird er bald. Auch deshalb hört er zwei Jahre vor Ende der Wahlperiode auf. „Ich muss meiner Familie auch etwas zurückgeben“, sagt Groß. Denn als Bürgermeister ist man immer im Dienst. „Die Menschen sprechen einen an. Beim Einkaufen oder an der Tankstelle.“ Ihn hat das nie gestört, im Gegenteil. „Das gehört mit zum Amt. Man muss das aber können und wollen.“
Seinen potenziellen Nachfolgern will er keine Ratschläge mit auf den Weg geben. Der oder die müsse einen eigenen Weg finden. Nach der Wahl allerdings wird er dem Sieger oder der Siegerin so manches Geheimnis verraten. Und am 30. Oktober kommen dazu noch das Passwort für den Bürgermeister-Computer-Zugang und die Schlüssel fürs Rathaus...