Nordloh Die weiße Jurte mit der blauen Verzierung auf dem Dach erinnert auf den ersten Blick an ein zu klein geratenes Zirkuszelt. Sechs Meter misst sie im Durchmesser, rund zweieinhalb Meter hoch ist das spitz zulaufende Dach an der höchsten, abgeflachten Stelle. Hier befindet sich eine Öffnung. An der Südseite des Zeltes gibt es eine orangerote Eingangstür aus Holz, die mit bunten Mustern verziert ist. Zwei ähnlich bemalte, spitz zulaufende Holzstangen ragen links und rechts vom Türrahmen in die Höhe.
Die original mongolische Jurte steht auf einem nachträglich angefertigten Holzboden bei Silke und Arno Günther aus Nordloh im Garten. „Silke und ich waren immer schon Fans außergewöhnlicher Wohnmöglichkeiten“, berichtet Arno Günther. Vor fünf Jahren habe er deshalb zum Geburtstag eine Übernachtung in einer Jurte geschenkt bekommen. Dafür seien die beiden nach Dresden gefahren. Bei Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt hätten sie in dem beheizten Zelt eine tolle Nacht verbracht. „Da war uns klar, dass wir auch eine Jurte haben wollen“, sagt Silke Günther.
Eine echte mongolische Jurte zu beschaffen sei nicht einfach gewesen. „Wir haben uns lange mit dem Thema beschäftigt“, erinnert sich Silke Günther, „bis wir einen Kontakt nach Stade hatten.“ Der Ehemann einer mongolischen Frau, damals schon Besitzer einer Jurte, hätte bereits vermehrt Anfragen erhalten, ein solches Zelt zu beschaffen. Fünf Interessenten hätten schließlich ausgereicht, eine Sammelbestellung aufzugeben und einen Import aus der Mongolei zu organisieren.
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„Vier Wochen vor unserer Hochzeit haben wir die Jurte dann voll ausgestattet erhalten“, berichtet Arno Günther. „Der erste Aufbau war sehr zeitaufwendig“. Während zwei geübte Mongolen ungefähr zwei Stunden bräuchten, das Zelt zu errichten, wären damals sechs Personen einen ganzen Tag beschäftigt gewesen, bis alles fertig war.
„Die ganze Konstruktion kommt ohne Nägel und Schrauben aus. Alles wird gesteckt und verzurrt“, erklärt Jürgen Borchers, ein Freund des Ehepaares, der beim Aufbau geholfen hat. Die Wände der Jurte bestünden aus Scherengittern, die kreisförmig aufgestellt würden. Insgesamt 120 Dachstangen müssten dann mit einem Ende auf das Gitter gelegt werden. Das andere Ende könne dann mit einem Ring verbunden werden, so dass ein Dach entstehe. Stabilität erhalte die Konstruktion durch einen Pfahl, der in der Mitte der Jurte aufgestellt werde. „Zum Schluss kommt Filz aus Kamel- und Schafhaar als Isolationsmaterial an die Wände. Darüber wird dann eine Plane gezogen und verzurrt“, berichtet Borchers weiter.
Die Jurte nutzt das Ehepaar auch für ihre Arbeit. Vor drei Jahren haben sie das „Seminarhaus Nordloh“ übernommen, das sie zusammen mit Isabel Glodowski, die einen Bundesfreiwilligendienst leistet, betreiben. „Gruppen, die sich bei uns eingemietet haben, können die Jurte jederzeit nutzen“, erklärt Arno Günther.